Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

betisch gereihten Biographien der Kanoniker, Dechanten und Pröpste nicht nur persönliche Verhältnisse, Herkunft, Studien, Spiritualität, seelsorgliche Aktivitä­ten, wissenschaftliche und kulturelle Interessen und Leistungen behandelt, son­dern auch beachtliches Material zur Alltags- und Sachkultur (Kleidung, Eßge­wohnheiten, Trinksitten) beigebracht werden. Über das rein Biographische hinaus werden in diesen Lebensläufen die stürmi­schen politischen Ereignisse, die Auseinandersetzungen mit der Reformation, die Geisteswelt der Gegenreformation und der Aufklärung transparent. Unter Dechant Wolfgang Pruggner war 1559 das Ende der katholischen Messe im Stift gekommen zu einem Zeitpunkt, da schon 90 % der katholischen Untertanen des Stiftes dem Protestantismus anhingen. Nach Amtsenthebung Pruggners durch Kaiser Maximilian II. (1568) stand sein Nachfolger Johann Jakob Gienger von Grünbühel, der vom Kaiser im Einvernehmen mit dem Bischof von Bamberg eingesetzt und 1605 durch päpstliches Breve zum Propst erhoben wurde, noch durchwegs evangelischen Kapitularen vor. Der 1609 mit den Pontifikalien in­vestierte Propst Christoph Milleder von Tiefenthal gehörte der gegenreformato- rischen Gruppe im Land ob der Enns um Abt Alexander a Lacu von Krems­münster an. Im gegenreformatorischen Sinn wirkten der aus Budweis stammen­de Kanoniker Mathias Haider, der während des Bauernaufstandes von 1662 nur mit Mühe dem Galgen entging, aber auch der in Dillmgen ausgebildete Kanoni­ker Heinrich Otto Gassner, der sich um die Bevölkerung von Stoder besonders bemühte. Das unterschwellige Fortwirken des Protestantismus in diesem Teil des Landes ob der Enns zeigte sich noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in dem Austritt des Chorherren Johann Anton Wöber aus dem Stift (1730), eines künstlerisch begabten und sensiblen Menschen mit Interesse für Mathematik und Musik, der sich aber auch für die Schwachen einsetzte. Bemerkenswert, daß nur ein ehemaliger Chorherr von Spital am Pyhrn, der 1513 zum Dechant er­wählte und 1515 als Mönch in der Karthause Gaming eingetretene Georg Perl dort im Geruch der Heiligkeit starb. Ohne Zweifel tragen die Biographien der Chorherrn von Spital am Pyhrn zur Bereicherung der bereits relativ gut erforschten Geschichte dieser geistlichen Institution bei. Es wäre zu wünschen, daß von Geschichte in Biographien para­digmatische Wirkung für die Historiographie anderer geistlicher Institutionen ausginge. Anna Hedwig Benna, Wien Kubin, Emst: Die Reichskleinodien. Ihr tausendjähriger Weg [Lesjoyaux de la Couronne impériale. Une itmérance de mille ans], Wien-München: Amalthea 1991. 332 S., 28 Abb. On s’attend á un agréable ouvrage de vulgarisation destiné á un public nostal- gique des fastes de TEmpire. La jaquette, qui reproduit, dans son somptueux Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen 370

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