Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
AGSTNER, Rudolf: Das Palais Polowzow als k. u. k. Botschaft in Sankt Petersburg 1886–1914
Das Palais Polowzow als k. u. k. Botschaft in St. Petersburg Der Ballhausplatz war offenbar nicht so gut dotiert wie die kaiserlich russische Diplomatie, und dementsprechend teilte das Ministerium des Äußern Botschafter Liechtenstein mit, daß vor dem Jahre 1897 überhaupt kein Geld für einen Ankauf flüssig gemacht werden könnte“11. Liechtenstein setzte jedoch seine Bemühungen, ein geeignetes Botschaftsgebäude zu finden, fort und hatte zunächst den Erwerb des Hauses Fontanka Quai 21, welches Graf Schuwalow für 625.000 Rubel zum Kauf anbot12, dann des Mentschikow’sehen Palais im Auge13. Der neue k. u. k. Minister des Äußern, Agenor Graf Gotuchowski, stand dem Ankauf eines Botschaftspalais in St. Petersburg und eines Gesandtschaftsgebäudes in Washington aufgeschlossener gegenüber und wandte sich am 31. August 1895 in dieser Sache an den Vorsitzenden im k. k. Ministerrat Erich Graf Kiel- mannsegg und den ungarischen Ministerpräsidenten Baron Desider Bánfíy: ... sehe ich mich veranlaßt, gegenwärtig für zwei unserer wichtigsten Missionen die Unterbringung in eigene Hotels ins Auge zu fassen. Es sind dies die k. u. k. Botschaft in St. Petersburg und die Gesandtschaft in Washington ... Die Botschaft in St. Petersburg befindet sich seit nahezu einem Jahrzehnte in einem Mietshause, welches durchaus nicht allen Anforderungen des Amtes sowie einer würdigen Repräsentation entspricht ... wurden dem k. u. k. Botschafter ... mehrere passende Gebäude zum Ankäufe offeriert, welche demselbigen ermöglichen würde, eine ihrem Range und allen Anforderungen der Repräsentation entsprechende Unterkunft zu finden ... Der Kaufpreis der betreffenden Bauobjekte variiert ... zwischen 700.000 bis 800.000 fl öst. Papier, wozu noch beiläufig 100.000 fl für die nötigen Adaptierungen und die Einrichtung kämen ... Gotuchowski ersuchte, „den Herrn gemeinsamen Finanzminister namens der königlich ungarischen/k. k. Regierung ermächtigen zu wollen, die Summe von 1,200.000 fl öst. Papier14 15 ... zur Verfügung des Ministeriums des Äußern zu halten Ministerpräsident Kasimir Felix Graf Badeni teilte Goluchowski am 18. November 1895 mit, daß „die k. k. Regierung ... ihre Zustimmung zur Entnahme eines Betrages von 1, 200.000 fl aus den gemeinsamen Aktiven zur Bestreitung 1891 erworben, und nach weitreichenden Überlegungen (vgl. das Schreiben des Finanzministeriums an das Außenministerium vom 4. Mai 1891) sowie dem Angebot Rußlands auf Reziprozität (im Fall des Ankaufs eines Botschaftspalais von Seite der Monarchie) wurde per Gesetz vom 4. August 1891, RGBl. Nr. 117 Gebührenbefreiung für den Ankauf des Botschaflspalais bewilligt. 11 HHStA Wien, AR, Fach 6/28, Palais St. Petersburg-1/6, Ministerium des Äußern an Liechtenstein vom 10. Februar 1895, ZI. 2.415/2 aus 1895. 12 Ebenda, Palais St. Petersburg-1, ZI. 36.136/2 aus 1895, Bericht (Liechtenstein) Nr. LXVI aus St. Petersburg vom 7./19. August 1895. 13 Ebenda, Palais St. Petersburg-1/7, ZI. 38.865/2 aus 1895, Bericht (Liechtenstein) Nr. LXIX aus St. Petersburg vom 31. August /11. September 1895. 14 Davon 300.000 fl. für Washington; 1 Gulden im Jahr 1895 entsprach im Jahresdurchschnitt im September 1994 der Kaufkraft von öS 124,15: der Kaufpreis für die Gebäude in St. Petersburg und Washington belief sich somit auf öS 148,980.000,- (Österreichisches Statistisches Zentralamt). 15 FIHStA Wien, AR, Fach 6/28, Palais St. Petersburg-1, ZI. 36560/3 aus 1895, Ministerium des Äußern an Kielmannsegg und Bänfly vom 31. August 1895. 3