Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

KATSIARDI-HERING, Olga: Venezianische Karten als Grundlage der historischen Geographie des griechischen Siedlungsraumes (Ende 17. und 18. Jahrhundert)

Olga Katsiardi-Hering plio, Argos und Fanari52), zwei particulari von Vostitsa und einem Teil von Tripoli (1699-1700), von Ralamata53), der Kataster des territorio di Zacogna, d. h. der Tsakonia, und von Korinth54 55 56 57); ein weiterer Kataster von Nafplio wurde unter Antonio Nani (1703-1705) in Angriff genommen und 1714 fertiggestellt.53) Das im Kriegsarchiv aufbewahrte Kartenmaterial weist nun im Ver­gleich mit den bisher bekannten Quellen folgende Besonderheiten auf. Es handelt sich um großdimensionierte Karten, die größere Gebiete (territorii, Provinzen oder das gesamte Regno di Morea) umfassen und in direktem Zusammenhang mit den kleindimensionierten Detailplänen von Städten und Ländereien in den Katastern stehen. Diese in Venedig und Athen erhaltenen Kataster verzeichnen zwar den bewirtschafteten Boden der einzelnen Siedlungen und die Art der Bodennutzung, sie er­lauben auch demographische und bevölkerungsgeographische Rück­schlüsse, jedoch zeigen sie kein Gesamtbild der jeweiligen Region, das nach der Aufnahmekonzeption eben nicht der Kataster, sondern das da­zugehörige Kartenmaterial zur Anschauung bringen sollte. Infolge­dessen führt bei der Auswertung allein der Kataster das Puzzlespiel mit den einzelnen Daten zu keiner zusammenhängenden Darstellung grö­ßerer Räume36); die Grenzen der ville, Dörfer und Besitzungen bleiben unklar, die gesamte Ausdehnung kultivierbarer Böden in Ebenen und Bergregionen läßt sich nicht feststellen; die in den Katastern genannten Ortschaften konnten nur zum Teil lokalisiert werden, was wiederum die Berechnung von Entfernungen und Flächen erschwerte oder unmöglich machte. In all diesen Punkten schafft nun die Bearbeitung der Karten Klarheit. Außerdem lassen die Karten auch eine gewisse Kontinuität der Landesorganisation erkennen. Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse ist die Karte von Patras (B III a 126, 1689) die einzige erhaltene gemeinsame Arbeit der Kataster­beamten und Sindici Gritti und Michiel37) sowie des Ingenieurs Fran­cesco Vandeyk, die zweifellos zu einer größeren Gruppe verlorengegan­Kritische Ausgabe der Kataster: K. Niökoc, r. navayÖTtoukoi;, Tö ßEvsxucö KxripaxoXóyio xrj<; Boaxixaac. Athen 1993. 52) ’AvxmviáSou ebenda. 53) Topping, The post Classical Documents, ebenda; M7tóp7toü-Exapáxr|, ebenda. 54) Aáprcpoí;:XtipEiaxjsK;, NéoQ'EXXr/vofivij/Kov 21, 1927, 188. 55) Mavoöaot; MavoúaaKa?, Tá eyypaqxi näv Xopxáxcrr|8cűv xíj<; Xpúpvr|<; (XiAAoyp Whit- tall), MiKpaaiarwá XpoviKá, 10, 1963, 12, Anm. 1. Eine Ausgabe des Katasters von Nafplio bereiten ebenfalls im Rahmen des Programms der Agrarbank Topping und Ploumidis vor. 56) Zu den Unklarheiten bei der Abgrenzung der territorii, die auf Grund der Kar­ten beseitigt werden können, navnyloixortoo/vo^: riE>.o7tóvvr|ooc, 166,168, 57) S. o., Anm. 46. 290

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