Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag
KATSIARDI-HERING, Olga: Venezianische Karten als Grundlage der historischen Geographie des griechischen Siedlungsraumes (Ende 17. und 18. Jahrhundert)
Olga Katsiardi-Hering Im folgenden möchte ich auf die Karten der Peloponnes näher eingehen. Die Umstände der Besetzung Moreas durch die Venezianer und die Einrichtung der venezianischen Verwaltung sind im großen und ganzen bekannt. Leopold von Ranke40) und vor allem Spyridon Lampros41) verdanken wir die ersten grundlegenden Studien, die einen ersten Eindruck von dem reichen Material der venezianischen Archive zur zweiten venezianischen Herrschaft vermittelt haben. Weiterführende Forschungen wurden vor allem nach dem Erwerb des Grimani-Archivs42) durch das Staatsarchiv von Venedig ermöglicht; Untersuchungen zu speziellen Themen sind inzwischen weit gediehen.43) Wie vor allem aus den Berichten der Proweditori der Peloponnes hervorgeht, wurde bei der Organisation des neuen Gebietes das größte Gewicht auf die Neugliederung der Verwaltungsregionen, die Volkszählung und die Anlage von Katastern gelegt. Aufgrund dieser Kataster sollte dann der Grundbesitz umverteilt und Land an Flüchtlinge aus Athen und anderen Gebieten sowie an Familien abgetreten werden, die von den Behörden zur Wiederbelebung der teilweise zerstörten und entvölkerten Peloponnes umgesiedelt wurden.44 45) Die Bestandsaufnahme der neuen Gebiete begann sogleich nach der Besetzung der Peloponnes durch Morosini und stand unter der Leitung der Katasterbeamten und Sindici Girolamo Renier, Domenico Gritti und Marino Michiel43), die Venedig 1687 nach Morea entsandt hatte. Bereits in 40) Leopold von Ranke: Zur venetianischen Geschichte. = ders.: Gesammelte Werke. 42, Leipzig 1878, 279-361 („Die Venezianer in Morea“). 41) Hier sei nur auf einige seiner wichtigen einschlägigen Arbeiten verwiesen: ZrcupiSov Aápnpou: KtppaTo^óyia nrAoTiovvpaoo. Néoq EXÁttvo/xvtjpcov 18, 1924, 223-238; ders.: IppEimaEn; jiEpi xrjc év ri£/.ortovvf|aou BEVSTOKpaxiaq. Ebenda 19, 1925, 327-334, 20, 1926, 53-66, 193-208, 21, 1927, 30-37, 179-194, 367-375. 42) S. dazu Zocpia ’AvtcoviaSoo: XogßoAp eiq xpv íaxopíav xfiq ri£koTcovvf|<jou Karú tóv IZ' ai. Tó’ApxEiov Grimani in: „Xapiaippiov elq A.öp/.úvSov“, 3, Athen 1966, 153-165; Táooc rpuaórtooXn^: Tó év Br.vEtip ’ApxEiov Grimani k«6 ' őctov dupopä Elq ti)v nskoTtowpaov. ÍTeáo- novvr\aioKá 7, 1969-1970, 396-399. 43) Es sei an dieser Stelle auf die (noch nicht abgeschlossenen) Forschungen von Konstantinos Dokos und Lydia Tryfonos über die peloponnesischen Gemeinden unter der venezianischen Herrschaft hingewiesen. 44) Peter Topping: Premodern Peloponnesus: The Land and the People under Venetian Rule (1685-1715). Wiederabdruck in ders.: Studies on Latin Greece, A. D. 1205-1715. = Variorum reprints, X. London 1977; KtovaxavrTvoq Ntóko^H peToiKEoia t<5v ’AOrivaítov atriv 11 e/.oitóv vtjcto Kai fj Ttptórri (paar] toC értavaTtaxpiapoO xouc (1688-1691). Mvjjpcov 10, 1985, 96-138. S. im einzelnen auch ders.: M Itepeó EkXöq Kató tóv'Evstotoupkikóv jtó- kspov (1684-1699) Kai ó Xa/.cóvcov xI>i/.ó0Eoq. Athen 1975, 99 ff. Vgl. auch Buaí/.r|c Ilava- YicűTÓJioiAoq: IIAriOucxpóq Kai o’iKiapoi xfjq neXonowiiaou (13-18o;ai.). Athen 1985,140-142. 45) Imjpiöíov Aápnpoq: Tá ápxeia xrjq Bevetíuc Kai f| jtspi nekoTrowpaoi) ekOeotc too Mapivou Mikiéa. laTOpiKÚ pE/.ETppaTU. Athen 1884, 173-220, Bericht Michiels von 1691; 288