Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

KATSIARDI-HERING, Olga: Venezianische Karten als Grundlage der historischen Geographie des griechischen Siedlungsraumes (Ende 17. und 18. Jahrhundert)

Olga Katsiardi-Hering Die Karten der anderen Regionen enthalten vergleichbare Angaben über die Ionischen Inseln und vor allem über Korfu im 18. Jahrhundert, über Lefkada 1688 und 1729, über Kefalonia und die Stadt Zakynthos21); die drei Karten von Souda, Rethymno und Spinalonga (G I b 197, 185, 196), die von österreichischen Beamten angefertigte Kopien sein dürften, zeigen den Zustand der Befestigungsanlagen höchstwahrscheinlich des 17. Jahrhunderts. Abgesehen von ihrem Quellenwert für die allgemeine und zuvörderst für die Wirtschaftsgeschichte sind die Karten hinsichtlich ihrer Technik interessant. Da viele von ihnen der Niederländer Francesco Vandeyk gezeichnet hat, ist der Einfluß der damals blühenden holländischen kartographischen Schule hoch zu veranschlagen.22) Indessen bietet die Zusammenarbeit Vandeyks mit den italienischen Ingenieuren und Tech­nikern Francesco Fabretti, Bortolo Carmoy, Tomaso Castelli, Antonio Borini, Giovanni Bassignani, Gaetano Ramena, Orazio Alberghetti u.a.23) reiche Anhaltspunkte für das Studium der venezianischen und all­gemein der italienischen Kartographie jener Zeit. Allerdings hatte die venezianische Kartographie, deren Ansehen auf ihren großen Leistun­gen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts beruhte, ihre Technik seither nicht wesentlich weiterentwickelt24). Das Interesse der europäischen Staaten und vor allem Venedigs25) an der amtlichen kartographischen Aufnahme ihrer Besitzungen datiert von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In diese Zeit gehören die 1685 und danach entstandenen Karten Coronellis26) von der Peloponnes, während die Katasterkarten, die uns hier beschäftigen, im Zusammen­hang mit der finanzpolitischen Organisation der venezianischen Ter­ritorien angefertigt wurden. Die Katasterkarten der Peloponnes sind handgezeichnete Originale in den Dimensionen von 0.43 x 0.32 bis 1.53 x 1.64 m. Die Verwaltungs­grenzen, die ville, weiters Geländeformen (Bodenerhebungen, Flach­21) KRA,KA, B lila 145, 146, 147, 148, 150, 151,151-2,152, 152 1/2, 153, 154, G Ib 217, 218, 219, K Ic 3, 4, 5. Siehe Anhang. 22) Zur niederländischen kartographischen Schule zusammenfassend Ronald Vere Tooley: Maps and Map-Makers. London 1982, 29 ff. (mit einschlägigen Literaturver­weisen). 23) ln der von mir herangezogenen Literatur ist keiner von ihnen angeführt. 24) S. zur allgemeinen Information s. Roberto Almagiä: Monumenta Italiae carto- graphica [Firenze 1929], 11 ff., 36 ff., 56 ff. 25) Ebenda, 36. 26) Emm. Le Comte de Laborde: Documents inédits ou peu connus sur l’histoire et les antiquités d’ Athénes tirés des archives de 1’ Italie, de la France, de 1’ Allemagne etc. Paris 1854,133 ff., Kapitel: Outrages publiés, par ordre, ou avec les encouragements du Sénat de Venise, pendant la guerre de la Moréé. 286

Next

/
Thumbnails
Contents