Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag
KATSIARDI-HERING, Olga: Venezianische Karten als Grundlage der historischen Geographie des griechischen Siedlungsraumes (Ende 17. und 18. Jahrhundert)
Olga Katsiardi-Hering Indessen entschied man in Wien schließlich anders, weil nach der österreichischen Verwaltungspraxis solche Unterlagen dem Genieamt gehörten und folglich dorthin zu transferieren waren. Das Verfahren zur Erteilung der Genehmigung hiezu wurde rasch eingeleitet. Am 23. Jänner 1799 beriet der Hofkriegsrat über diese Angelegenheit. Dabei zeichnete sich die schon im Falle von Triest beschlossene Kompromißlösung ab, die Karten zwar nach Wien zu bringen, aber nach der Anfertigung der Kopien jedoch zu retournieren.14) Im Mai 1799 wurde der Militärkurier Konrad Dietrich beauftragt15), die Karten vom Arsenal abzuholen und sie zusammen mit anderem Kartenmaterial aus dem Festungsarchiv Venedigs zum Genieamt zu transportieren. Zuvor sollten die österreichischen Beamten in Venedig ein detailliertes Verzeichnis der Karten anlegen, von dem je ein Exemplar der Feld-Geniedirektion und dem Sekretariat des Generals des italienischen Heeres in Padua einzureichen waren, so daß im Bedarfsfall die Anforderung und Aushebung einzelner Stücke erleichtert würden.16) Offenbar sind nun bei der Katalogisierung und Verpackung des Kartenmaterials Fehler unterlaufen, denn bei der späteren Kontrolle stellte sich heraus, daß der Inhalt der Pakete nicht völlig mit dem Verzeichnis übereinstimmte. 1801 lagen jedenfalls im Genieamt 214 Karten, die im Verzeichnis nicht erfaßt waren, während von den katalogisierten einige fehlten.17) Das weitere Schicksal der Karten läßt sich heute nur schwer aufklären, da das erwähnte Verzeichnis zu jenen Akten des Genieamtes gehört, die zu Beginn unseres Jahrhunderts und bei späteren Ordnungsarbeiten kassiert worden sind.18) Es läßt sich daher nicht mehr feststellen, welche 14) KM, HKR, 1799, Fasz. 34-4. 15) Ebenda, Fasz.54-38, 27. Mai 1799, die Details zum Transport und zur Besoldung Dietrichs durch den Hofkriegsrat. 16) Ebenda, Protokolle 1799, G 6445, Session 56/ Datum 16 Juli 1799. 17) Ebenda, Protokolle 1801, G 2684, 33/25 April 1801, No 3293; G 3427, 46/10 Juni 1801, No 4748: G 4741, 71/5 Sept. 1801, No 7456. HKR, 1801, Fasz. 32-187, 12 Juni 1801; 1801, Fasz. 32-289, 5 Sept. 1801. Hinweise auf diesen Katalog haben wir auch in den In- ventaren des HKR und des Genieamtes, s. HKR, Index 1801, Lemma Venedig, G 967, 3427, 474, 5087: Index 1805, Depart. N Lemma Mappirung, 2/13;1806, Depart. N 5/29/4. Weiters: Indices Genie Haupt-Amt, 1799, Lemma Plans, dort die Angabe: Plans von denen in der Levante befindlichen Festungen und sonstigen festen Plätzen XVIII 10/134. S. auch im selben Inventar 1800 XVI 2/309;1801, XVIII 27/617, 32/768, 41/964, 47/1132, 88/1977, 99/2129. 18) Die Suche nach den Aktenstücken, auf die das HKR-Protokoll verweist, ist ergebnislos geblieben; dasselbe gilt für den Katalog der Karten der Levante (s. o., Indices Genie Haupt-Amt). Im Alten Protokoll der Kartographischen Sammlung ist zur Provenienz der Karten des griechischen Raumes vermerkt: Venezianisches Archiv (Prot. 16 A, 186 f.). 284