Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

GÖBL, Michael: Vom Judenplatz zur Wallnerstraße. Über die Anfänge des Allgemeinen Verwaltungsarchivs

diehen war, die ßaulinien für die sog. Ballhausrealitäten waren bereits entsprechend geändert12), und auch der Architektenwettbewerb war durchgeführt worden13), gelangte das Projekt nicht mehr zur Ausführung.

Eine geringfügig verbesserte Unterbringung der Akten der Polizeihofstelle konnte in zwei Etappen in den Jahren 1912/13 erreicht werden. Durch Räumung eines Depotraumes im Keller des Ministerialgebäudes am Judenplatz, der bisher von der Administrativen Bibliothek belegt worden war, konnten die Polizeiakten (ca. 2000 Faszikel) aus ihren bisherigen feuchten ehemaligen Pferdestallungen des Verwaltungsgerichtshofes (Burgring 9) in das „Haupthaus“ transferiert werden.14) Bei dieser Gelegenheit wurden nicht nur die Akten der ehemaligen k.k. Statthalterei Venedig (ca. 900 Faszikel) in dasselbe Depot verbracht und neu aufgestellt, sondern auch ein umfangreicher Bestand alter Grenz- und anderer historischer Karten von der Administrativen Bibliothek übernommen.15)

Neben den verschiedenen Archivalienübersiedlungen wurde auch ein wissenschaftlicher Benützerdienst aufrechterhalten, der lediglich durch Ausbruch und Fortdauer des Ersten Weltkrieges eine Beeinträchtigung erfuhr. Pendelte sich die Anzahl der Benützer in den Jahren vor dem Krieg zwischen 130 und 190 ein, so sank deren Zahl während des Krieges auf 60 bis 70.16) Noch während des Ersten Weltkrieges (1916) wuchs die Bestandsgruppe des Polizeiarchivs um die Akten der Obersten Polizeibehörde (Polizeiministerium) aus der Zeit von 1852-1859. Außerdem wurde der erste Teil der Allgemeinen und der Präsidialregistratur des Innenministeriums, der den Zeitraum 1848-1869 umfaßt, in die ArVom Judenplatz zur Wallnerstraße. Die Anfänge des Allgemeinen Verwaltungsarchivs

12) Das Palais Mollard-Clary wäre dabei nicht mehr zum Abbruch vorgesehen gewesen.

13) AVA, Plansammlung A-II-c/71.

14) AVA, Min.d.Innern, Präs., 2, ZI. 771/1913.

15) AVA, Min.d.Innem, Präs., 2, ZI. 486/1914.

16) Die einzelnen Jahresberichte enthalten auch die Zahlen des Benützerdienstes:

1909: 130 Benützer mit 1568 Arbeitstagen 1910: 147 „ „ 1691,,

1911: 161 „ „ 1134,,

1912: 144 „ „ 1914 „

1913: 160 „ „ 2131 „

1914:192,, „ 1611 „

1915: 65 „ „ 569 „

1916: 59 „ „ 420 „

1917: 73 „ „ 260 „

1918: 59 „ „ 626 „

AVA, Min.d.Innem, Präs., 2, ZI. 874/1909, 771/1913, 995/1917, 9076/1918.

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