Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

AUER, Leopold: Überlegungen zu einer Vereinheitlichung der Archivterminologie

Probleme ist. In diesen Zusammenhang gehört die Erwähnung der grundlegenden BegrifTsdreiheit von Wort, Benennung und Begriff oder auch die begriffliche Scheidung zwischen der Normung ter­minologischer Grundsatzfragen und jener einzelner Fachterminologien. In beiden Fällen handelt es sich um allgemein anerkannte begriffliche Instrumentarien, die jeder, der sich mit Fragen der Terminologienor­mung beschäftigen will, übernehmen muß. Die Normung von Terminologie in einem beliebigen Sachgebiet erfolgt nach festgelegten Regeln in einem stufenweisen Vorgang, der über die Erhebung des Sprachgebrauchs zu einer Auswahl der einem Begriff ad­äquaten Benennung und ihrer Definition fortschreitet3). Als zwischen den beiden Weltkriegen die ersten Schritte zur Terminologienormung unternommen wurden, beschränkte sich die Arbeit auf die Normung von Individualbennungen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich das Bedürfnis nach Grundsätzen spürbar machte, die auf die Bildung von Benennungen und die Formulierung von Definitionen angewandt wer­den konnten und die Anleitungen für die Gestaltung von Vokabularen sowie für die Anordnung der Benennungen und Definitionen gaben. Auf internationaler Ebene ging es in erster Linie darum, Normen für die In­ternationalisierung von Benennungen festzulegen und international gültige Gestaltungsrichtlinien für Fachvokabulare zu vereinbaren. Die wissenschaftliche Grundlage für diese terminologische Forschung wurde von Eugen Wüster geschaffen, dessen 1931 erstmals ver­öffentlichtes Werk über die intertnationale Sprachnormung in der Tech­nik die Diskussion auf diesem Gebiet noch heute stark beeinflußt4). Es ist auch unabdingbar, sich über diejenigen Institutionen zu infor­mieren, von denen terminologische Arbeit hauptsächlich getragen wird. Seit 1947 werden internationale Normungsaktivitäten von der Inter­national Organization for Standardization (ISO) koordiniert, der Nach­folgeorganisation des in der Zwischenkriegszeit geschaffenen Welt­bundes der Nationalen Normungsorganisationen (ISA). Im Rahmen der ISO-Aktivitäten wurden von etwa 120 technischen Komitees und 160 Subkomitees sowie von einzelnen Komitees des ISO-Rates wie STACO (ISO Council Committee on Standardizing Principles), REMCO (ISO Council Committee on Reference Materials) oder INFCO (ISO Council Committee on Information) internationale Terminologienormen erar­beitet. Mit der Normung terminologischer Grundsätze sind außerdem das technische Komitee (TC) 37 und dessen Subkomitees beauftragt, die jedoch nicht für die Koordinierung der Normungsaktivitäten anderer Leopold Auer 3) Das Folgende nach Auer ebd. 4) Eugen Wüster, Internationale Sprachnormung in der Technik, Bonn 51970. 16

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