Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

AUER, Leopold: Überlegungen zu einer Vereinheitlichung der Archivterminologie

LEOPOLD AUER ÜBERLEGUNGEN ZU EINER VEREINHEITLICHUNG DER ARCHIVTERMINOLOGIE Die Vereinheitlichung und Normung von Archivterminologie steht erst ganz am Anfang; man könnte auch sagen, sie hat noch kaum begonnen. Seitens sehr vieler Archivare bestehen nach wie vor, teilweise zu Recht teilweise zu Unrecht, große Vorbehalte gegen Versuche einer Normung auf diesem Gebiet. Trotzdem leuchtet es ein, daß sowohl für die auto­matische Datenverarbeitung wie für den internationalen Austausch von Informationen ein gewisses Maß an Normung unerläßlich ist. Nicht zu­letzt bearf jede Fachdisziplin, die darauf Wert legt, als solche anerkannt zu werden, einer adäquaten Fachsprache, die im Gegensatz zur Alltags­sprache oder zur Sprache als künstlerischem Ausdrucksmittel ohne be­griffliche Präzision und Eindeutigkeit nicht auskommt. Vereinheitli­chung und Normung bedeuten in diesem Fall nicht Verarmung1), son­dern die notwendige Voraussetzung von Professionalismus und Wissen­schaftlichkeit. Rei meinen Überlegungen zum Thema2) möchte ich von dem Sinn und Zweck von Normung im allgemeinen ausgehen. Er scheint mir einer­seits in einer Qualitätskontrolle, andererseits in der Gewährleistung von Interaktion bzw. Kommunikation zwischen den Teilen eines vorgege­benen Systems zu bestehen. Unter dieser Kommunikation verstehe ich jetzt ebenso, daß meinetwegen ein Elektrogerät für die Spannung des Stromnetzes genormt sein muß, an das es angeschlossen werden soll, oder daß ein genormtes Verhältnis zwischen Gerät und Steckdose be­steht, wie die notwendige Klarheit über die Verwendung von ßegriffen und Renennungen, damit man in einem Gespräch nicht aneinander vor­beiredet. Und damit sind wir auch schon beim Thema Terminologie. Wer auf diesem Gebiet insgesamt oder in einem Teilbereich Fortschritte im Hinblick auf eine Vereinheitlichung erzielen will, muß sich natur­gemäß zuerst informieren, wie der Stand des Wissens auf diesem Gebiet aussieht, welche anerkannten Vorgangsweisen bereits entwickelt wur­den, welches die Terminologie zur Untersuchung terminologischer 1) Vgl. zu diesem Problemkreis zuletzt Hermann Möcker, Aprikosenklöße? - Nein, danke!, in: Österreich in Geschichte und Literatur 36 (1992) 236-249. 2) Die nachfolgenden Ausführungen stellen ergänzende und erläuternde Be­merkungen zu meinem am 12. Internationalen Archivkongreß im September 1992 in Montreal gehaltenen Referat dar; vgl. Leopold Auer, Standardizing Archival Ter­minology, in: Archivum 39 (1993, im Druck). 15

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