Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
AGSTNER, Rudolf: Von der österreichisch-ungarischen Botschaft zum österreichischen Generalkonsulat Berlin. Zur Geschichte der k. u. k. bzw. österreichischen Vertretungsbehörden in der deutschen Hauptstadt 1871–1991
Rudolf Agstner Außerdem glaubte S.E., daß die ganze Frage mehr über Wunsch der k.u.k. Marine aufgerollt worden sei“135). War es dem Deutschen Reich noch 1909 unmöglich, für die Schaffung eines Marineattaché-Postens in Wien vorzusorgen,“ ... kaiserliche deutsche Regierung selbstverständlich gerne ihre Zustimmung zur Creirung des fraglichen Postens im Prinzipe gebe, es aber der kais. deutschen Regierung aus budgetären Rücksichten unmöglich sei, ihrerseits einen Marineattaché nach Wien zu entsenden“136), kam es 1910 zur Schaffung dieses Postens für das Jahr 1911, wodurch die Monarchie in die Lage versetzt wurde, ihrerseits den Posten eines Marineattachés in Rerlin zu schaffen137). Durch Schreiben vom 20.April 1911 des Reichsmarineamtes wurde dem österr-ungar. Militärattaché mitgeteilt, „daß durch Allerhöchste Ordre vom 10. April 1911 der Kapitän zur See (Georg) Graf von Posadowsky-Wehner zum Marineattaché bei der Kaiserlichen Botschaft in Wien ernannt worden ist. Über den Zeitpunkt des Dienstantrittes sind Bestimmungen noch nicht getroffen“138). Nach diesem Schritt des Deutschen Reiches erfolgte auch seitens der Monarchie die Bestellung eines Marineattachés in Berlin. Hiezu wurde mit Ah. Entschließung vom 28. August 1911 Linienschiffsleutnant Hieronymus Graf Colloredo-Mansfeld139) ernannt. Colloredo-Mansfeld konnte bereits auf Erfahrungen als k.u.k. Marineattaché in Tokio, wo er von 8.März 1904 bis 21. Jänner 1907 tätig war, zurückgreifen. Da die Ernennung des deutschen Marineattachés in Wien ohne Einholung eines vorherigen Agréments erfolgte, wurde auch bei der Bestellung des k.u.k. Marineattachés in Berlin kein Agrément eingeholt. Das Kriegsministerium, Marinesektion teilte mit Note vom 31. August 1911 dem MdÄ die Absicht mit, Colloredo-Mansfeld zum Marineattaché bei der k.u.k. Botschaft in Berlin zu ernennen und ersuchte dieses, „die Verständigung der kaiserlich deutschen Regierung geneigtest veranlassen zu wollen“140). Colloredo-Mansfeld traf am 13. 9. 1911 in Berlin ein und über135) RA, Marineattaché Berlin, K 2, Akt. 223/10, Bericht Res.No.223 vom 16.11. 1910 136) HHStA, AR F 6, R 52, Ber. Berlin CCXXIX vom 24.11. 1909 137) MS-KK = Marinesektion des Reichskriegsministeriums-Präsidialkanzlei, X1I-2/1 aus 1909 138) KA, Marineattaché Berlin, R 3, Akt 123/11, Reichsmarineamt M.1521 vom 20.4. 1911; Posadowsky-Wehner wurde auch an der Rais. Botschaft in Ronstantinopel als Marineattaché mitakkreditiert 139) Hieronymus Hubertus Franz Alfred Emst Maria Graf zu Colloredo-Mansfeld, ‘Dobrisch 3.11.1870 + Prag, 29.8. 1942; Eintritt in k.u.k. Kriegsmarine 1.11.1889; sein Bezug als Marineattaché in Berlin wurde mit 28.560 Rronen Jahresdotation bemessen (k.u.k. Rriegsministerium, Marinesektion, Abtl. 3 No. 11581 MS Gebühren für Attaché Berlin, Schreiben vom 12. 9. 1911); nach der Verwendung in Berlin vom 30. 3. 1918 bis zum Ende der Monarchie Rommandant von S.M.S. „Zrinyi“ 140) HHStA, AR F4, R 56, Pers.Akt C.-M., RM-MS 3658 vom 31.8. 1911 304