Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
AGSTNER, Rudolf: Von der österreichisch-ungarischen Botschaft zum österreichischen Generalkonsulat Berlin. Zur Geschichte der k. u. k. bzw. österreichischen Vertretungsbehörden in der deutschen Hauptstadt 1871–1991
Von der österreichisch-ungarischen Botschaft zum Österreichischen Generalkonsulat Berlin nahm seinen Dienst. „Ich habe mich im Reichsmarineamt, beim Chef des Marinekabinetts und Chef des Admiralitätsstabes vorgestellt und wurde von den betreffenden Herren sehr liebenswürdig empfangen..“141). Danach verließ er Berlin wieder und absolvierte noch ein ausführliches Besichtigungs- und Instruktionsprogramm, das u.a. den Besuch der Skoda- und der Witkowitzer Eisenwerke sowie diverser Marinedienststellen umfaßte. Er traf am 12. November 1911 wieder in Berlin ein und meldete sich am 13. beim Deutschen Kaiser. Seit Kriegsbeginn 1914 wurde dem k.u.k. Marineattaché der Marinekommissär 1. Klasse (ab 1916: Marineoberkommissär 3. Klasse) Emil Kollaritsch, der zuvor am Marinebekleidungsamt Pola tätig gewesen war, zugeteilt. Colloredo- Mansfeld wurde am 1.5. 1915 zum Fregattenkapitän ernannt und blieb bis zum 27. März 1918 in Berlin. Nachfolger Colloredos war Korvettenkapitän Friedrich von Arvay. Arvay war, obwohl in Wien geboren, nach Budafok (Ungarn) zuständig. 1893 in Pola als Seeaspirant assentiert, wurde er am 1.11.1898 zum Fregattenleutnant, am 1.5. 1906 zum Linienschiffsleutnant, am 1.11. 1915 zum Korvettenkapitän ernannt. Am 4. März 1918 teilte das Kriegsministerium-Marinesektion dem MdÄ die Absicht mit, Colloredo-Mansfeld von seinem Posten zu entheben und Friedrich von Arvay als Marineattaché nach Berlin zu entsenden. Anders als 1911 im Falle Colloredo- Mansfelds , ersuchte das Kriegsministerium „um Einholung des Agré- ments der kaiserlich deutschen Regierung“142). Am 6. März 1918 wurde die Botschaft Berlin vom MdÄ angewiesen ,das Agrément für Arvay einzuholen. Dieses wurde von der deutschen Regierung am 21. März 1918 erteilt143). Arvay übte die Funktion eines Marineattachés vom 29.März bis 31. Dezember 1918 aus und „entwickelte (er) auf seinem Posten eine emsige Tätigkeit“144). 11. Der erste Weltkrieg sollte sich auch auf der k.u.k. Botschaft in vermehrtem Arbeitsanfall niederschlagen. Es kam auch zu einer laufenden Verschlechterung der Lebensbedingungen. Ein Kapitel für sich bilden die zahlreichen Anträge an das MdÄ wegen Erhöhung der Bezüge. Bereits am 10. Oktober 1914 machen 15 Beamte der Botschaft das MdÄ darauf aufmerksam, daß 141) KA, Marineattaché Berlin, K 2, Akt. 1/1911 Antrittsmeldung an RKM-MS vom 17.9. 1911 142) HHStA, AR F 4, K 56, KM-MS 1101 vom 4.3. 1918 143) HHStA, AR f4, K 12, Telegramm Berlin vom 21.3. 1918 144) KA, Marine-Qualifikationsliste Nr. 128 F.von Arvay 305