Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
AGSTNER, Rudolf: Von der österreichisch-ungarischen Botschaft zum österreichischen Generalkonsulat Berlin. Zur Geschichte der k. u. k. bzw. österreichischen Vertretungsbehörden in der deutschen Hauptstadt 1871–1991
Rudolf Agstner Angesichts dieser Verhältnisse bittet GR Szarvasy um Ermächtigung, neue Amtsräume anzumieten115). Das MdÄ verschloß sich nicht der Notwendigkeit der Anmietung zusätzlicher Amtsräume, so daß am 29. Jänner 1917 eine Wohnung im Hochparterre des benachbarten Hauses Reithstraße 3 für den Zeitraum l.Februar 1917 bis 31. März 1918 für eine Jahresmiete von 4900 Mark angemietet wurde116 117). Der Mietvertrag für das „3.Amt“ in der Reithstraße 3 wurde zuletzt am 2. April 1918 bis 31. März 1919 verlängert und mit 1. April 1919 aufgelassen. Im Verlaufe des 1. Weltkriegs erfuhren auch die Paßamtshandlungen eine ungeahnte Ausweitung. Im Mai 1915 berichtet GR Szarvasy , daß „infolge der am 1.Jänner d.J. erfolgten Einführung des Paßzwanges für alle in Deutschland sich aufhaltenden fremden Staatsangehörigen ... sowie infolge der neuen österreichischen und ungarischen Paßvorschriften und des Visazwanges“ die Paßangelegenheiten des GR Berlin „eine sprunghafte Steigerung erfahren“ haben. So stieg die Zahl der Paßamtshandlungen von Jänner 1914 auf Jänner 1915 von 81 auf 1051, von Februar 1914 auf Februar 1915 von 93 auf 1632; die Daten für März 1914 bzw. 1915 lauteten 84 bzw. 2854. Allein im ersten Trimester 1915 wurden vom GR mehr Pässe ausgestellt als in den Jahren davor. „Im Paßamte sind nur 2 Ranzleibeamte beschäftigt und trachtete ich durch Anstellung von 12 freiwilligen Kräften der Mehrarbeit Herr zu werden, doch ist auch hiermit der ungeheure Andrang kaum zu bewältigen. Ich bemerke, daß an manchen Tagen an Paßvisa allein 60-70 Parteien ha. vorsprechen ... ‘n 17). Rurz vor dem Zusammenbruch der Monarchie kam es noch zur Schaffung einer weiteren Abteilung der k.u.k. Botschaft Berlin, der „Paßstelle“, deren Schicksal im Zusammenhang mit dem Generalkonsulat erörtert werden soll. Diese installierte sich am Rurfürstendamm. „Die Lage des Paßbüros in Charlottenburg, Rurfiirstendamm 242, mit ihren zahlreichen Verkehrsverbindungen (Stadtbahn, Untergrundbahn und el. Straßenbahn) in einem der gesündesten und vornehmsten Viertel Berlins ist sowohl vom amtlichen Standpunkt ... als auch für den Parteienverkehr die denkbar günstigste“ berichtete der Leiter der Paßstelle, Ronsul Dr.Stummvoll nach Wien. Das Büro wurde zunächst ab l.Mai 1918 für 11 Monate gemietet; die Miete belief sich auf 7500 Mark. Die Paßstelle nahm ihre Tätigkeit am 17. Mai 1918 auf und übernahm die Paßagenden des k.u.k. Generalkonsulates118). Nachdem noch am 9. 115) HHStA, AR F 8, R 85, 8 Berlin 15, Bericht GR 145/A vom 18.1. 1917 116) HHStA, AR F 8, K 85, Bericht Öu Bot. Berlin 738 A vom 22.1. 1917, Beilage: GR Berlin 145A vom 18.1. 1917 117) HHStA, AR F 8, R 85, 8 Berlin 15, Ber. GR Berlin 19.577/A vom 1.5. 1915 118) HHStA, AR F 6, R 53, 6 P.Berlin 118, f.9, Bericht P. 15.2 vom 29. 7. 1918 298