Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Das Wiener Bistum nach dem Tod König Matthias’ Corvinus zählte83). Somit muß auch der Seckauerhof in Wien bei der Betrachtung der Ereignisse der Jahre 1490 bis 1493 von vornherein ausgeklammert bleiben. Der Wiener Diözesangeschichtsschreibung blieb bislang verborgen84), daß die Entscheidung über die Besetzung des Bistums Wien nach dem Tod des Ungarnkönigs Matthias Corvinus bereits auf dem Ungarnfeld­zug Maximilians I., also noch im Jahr 1490, gefallen war. Der Habsbur­ger hatte nämlich - die Rechte seines Vaters einfach übergehend - schon im April 1490 für sich die ungarische Krone kraft Erbrechts ge­fordert. Als noch völlige Ratlosigkeit über die Nachfolge des ohne legiti­men Erben verstorbenen Corvinén herrschte, hatte Maximilian bereits seine Gesandten zu den ungarischen Ständen abgefertigt und mit groß­zügigen geheimen Versprechungen (selbst der Königinwitwe wurde eine Heirat in Aussicht gestellt) für seine Person werben lassen. Doch die wenigsten Ungarn waren bereit, das Erbrecht der Habsburger an­zuerkennen, Wladislaw von Böhmen wurde zum König gewählt und am 15. Juli 1490 feierlich ausgerufen85). Nach der Rückeroberung Wiens und Wiener Neustadts und der Säuberung der Steiermark, Kärntens und Krains von den Ungarn griff daher Maximilian das Land am 4. Ok­tober 1490 an. Schon vor Beginn dieses Feldzuges hatten ihm einige ungarische Landherren gehuldigt und fast ohne Schwertstreich erga­ben sich nun Eisenstadt, Ödenburg und Güns - Erfolge, die rasch ihre Auswirkungen zeitigten. Zu Körmend erschien Johann Vitéz, der ehe­malige Bischof von Sirmium und Administrator von Olmütz, der 1489 nach Veszprém transferiert worden war86). Er verhandelte mit dem Kö­nig über die kampflose Übergabe von Stadt und Bistum Veszprém, wo­für er weitreichende Zugeständnisse verlangte87)- Sein „Vergleich“ mit dem König war nicht leicht zu einem Abschluß zu bringen, da der Bi­schof mit den Bedingungen einer ersten Fassung nicht zufriedengestellt 83) Vgl. Burkhard Seuffert, Drei Register aus den Jahren 1478-1519 (Innsbruck 1934) 153 und 344; Alois Lang, Die Lehen des Bistums Seckau {Veröffentlichungen der Historischen Landes-Kommission für Steiermark 29, Graz 1931) 40 und 171 f. 84) Nur Schier, Bischöfe 28f. und Ogesser, St. Stephan in Wien 207, demzufolge Vitéz das Wiener Bistum schon 1490 von Maximilian I. erhielt, machen hier eine Aus­nahme. 85) Vgl. Wiesflecker, Ungarnunternehmen 37ff. und ders., Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit 1 (Wien 1971) 281 ff. 86) Vgl. Wiesflecker, Ungarnunternehmen 47ff; zu Vitéz vgl. Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 20 f. 87) Schier, Bischöfe 28f. weiß zu berichten, daß ihm Maximilian für einen eventuel­len Verlust Veszpréms das Wiener Bistum anbot und ihn nach der Übergabe der Stadt zum Verwalter der Wiener Kirche ernannte. 25

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