Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Peter Franz Kramml war und daher erst eine weitreichendere Zweitausfertigung expediert werden konnte88). Vitéz wurde zum Rat Maximilians ernannt, er erhielt unter anderem die Anwartschaft auf das nächste freiwerdende ungari­sche Bistum oder Erzbistum und zudem wurde ihm bereits damals das Bistum Wien übertragen - eine Tatsache, die bislang aufgrund der spe­zifisch ungarischen Thematik der Quellenedition nicht beachtet wurde. In der nicht expedierten Erstausfertigung der Königsurkunde vom 27. Oktober 149089) erhielt Bischof Johann die Wiener Kirche „cum om­nibus pertinencijs, fructibus, privilegijs et libertatibus“ angewiesen und übertragen. Die Zweitausfertigung90) vom 3. November desselben Jahres (im Feld bei Rendek) berichtet nicht nur ausführlich über die Motivation dieser Vergabe, nämlich die schweren Kriegsschäden, die das Bistum Veszprém erlitten hatte, sondern führt über die Pertinenzen des Wiener Bistums hinaus auch alle dortigen Besitzungen des „Schatz­meisters“, also Bischof Urbans, der Schatzmeister des Corvinén gewe­sen war91), an. Zudem beinhaltete die Urkunde die Verpflichtung des Königs, an der Kurie die Zustimmung für diese Übertragung zu erlan­gen: „... insuper propter grauia damna, que passa est ecclesia vespriniensis in hoc iustissimo bello nostro dedimus et assignauimus damusque et assignamus ipsi reuerendo Johanni episcopo nostram wiennensem ecc­lesiam cum omnibus juribus et pertinentijs suis alijsque bonis eiusdem castris et münieionibus quibuscumque, concedimus eciam eidem om­nia illa que thesaurarius possedit ibidem in qua re promittimus apud sedem apostolicam cum effectu impetrare ut ipsa Viennensis ecclesia eidum commendetur.“ Nach dem Übertritt des Johann Vitéz zu den Habsburgern erreichte Maximilian, bei dem in der Folge weitere ungarische Landherren er­schienen, um offen oder geheim zu huldigen, über Sümeg, die bedeu­tendste Veszprémer Festung, die nach 1552 für 200 Jahre Sitz des Bis­tums werden sollte, und über Rendek um den 10. November 1490 Ve­szprém und startete einen Überraschungsangriff auf Stuhlweißen­88) Die Erstausfertigung (siehe Anm. 89) trägt daher den Vermerk „non emanavit“: Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Ungarns 395. 89) HHStA, Maximilians ungarische Ausschreibungen n. 34; abgedruckt bei Firnha­ber, Beiträge zur Geschichte Ungarns 421 ff., n.24. Zu Friedrich Firnhaber, der sich als Archivar des HFtStA besonders um die ungarischen Akten verdient gemacht hat, vgl. Franz Hüter, Biographien der Archivbeamten seit 1749, in: Ludwig Bittner, Gesamtin­ventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1 (Inventare österreichischer staatlicher Archive V/4, Wien 1936) 1-166, bes. 36f. 90) HHStA, Maximilians ungarische Ausschreibungen n. 36; abgedruckt bei Firnha­ber, Beiträge zur Geschichte Ungarns 425-427 n. 30. 91) Vgl. Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 16. 26

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