Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Das Wiener Bistum nach dem Tod König Matthias’ Corvinus Administration intrigierte61), auch bei der Besetzung Wiens mit­mischte, ohne sich allerdings durchsetzen zu können. Daher hat eine vierte Gruppe von Autoren, und dies ist in letzter Zeit zu wenig beachtet worden, Scheit nicht in ihren Bischofslisten geführt bzw. seine Wiener Tätigkeit generell negiert. Wolfgang Lazius, der für seine erste gedruckte Stadtgeschichte von Wien, die 1546 erschienene „Vienna Austriae. Berum Viennensium commentarij in quatour libros distincti“ die Archive der ffabsburger, das Wiener Stadtarchiv und an­dere Archive durchforscht hatte, nennt im „Register der Wiennerischen Bischoeff“ seines zweiten Buches als erste Wiener Bischöfe Leo von Spaur, Bernhard (von Rohr), den ungarischen Bischof Urban und so­dann bereits Johann von Veszprém62). Der deutschen Ausgabe seines Werkes folgte hierin die umfangreichste Enzyklopädie des 18. Jahrhun­derts, das nach seinem Verleger Johann Heinrich Zedier benannte „Große vollständige Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Kün­ste“63). Auch der hervorragende Kenner der österreichischen Ge­schichte Franz Krones (1884) erwähnt die Scheit’sche Administration ebensowenig wie der steirische Historiker und Augustiner-Chorherr Aquilin Julius Cäsar64), der in seiner ersten umfassenden Geschichte der Steiermark (1788) die vorher bei Schier und Ogesser aufgetretene Nennung Scheits als Wiener Administrator abgelehnt und auf einen unrichtigen Seckauer Bischofskatalog zurückgeführt hat. Demnach ist in der Literatur seit 1559 eine Anwartschaft Scheits auf Wien bekannt, die dann ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert auf eine kurzzeitige Administration umgedeutet und schließlich auf die vakan­ten Jahre bis 1492 bzw. 1493 ausgedehnt wurde. Die Prüfung der Quel­len erhärtet diesen Verdacht. Das zur Verfügung stehende Urkundenmaterial zeigt den Seckauer Bi­schof Matthias Scheit ab Juli 1490 in mehrfacher Beziehung zur Stadt Wien. Er war 1489 in Rom vom Papst mit der Verkündung eines Kreuz­zugablasses und der Geldeintreibung in der Kirchenprovinz Salzburg 61) Kramml, Bischof Matthias 385 und 388f. 62) Übers, von Heinrich Abermann (Wien 1619) bes. II 56f.; zu Lazius vgl. Max Kratochwill, Wolfgang Lazius, in: NDB 14 (Berlin 1985) 14f. (mit umfangreicher Litera­turliste). 63) Johann Heinrich Zedier, Universal-Lexicon 56 (Leipzig-Halle 1784) 178ff. 64) Franz Krones, Mathias Scheit, in: ADB 20 (Nachdruck der 1. Aufl. 1884, Berlin 1970) 663f.; A. Julius Cäsar, Staats- und Kirchengeschichte des Herzogthums Steyermark 6 (Graz 1788) 360. 21

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