Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Peter Franz Kramml 1849 feststellte35), daß der 1493 vom Papst bestätigte Johann Vitéz schon 1492 ständiger Wiener Verweser war; Scheit - dessen Administration er auch erwähnt - wird in seiner Bischofsreihe nicht berücksichtigt. Wohl auf Klein gestützt, ließ auch Ernst Tomek (1949) Vitéz bereits 1492 auf Scheit in der Wiener Administration folgen55 56). Die noch ältere Literatur berichtet ohne Angabe von Daten von einer kurzen Verwaltungsperiode des Seckauers im Wiener Bistum, so Xystus Schier (1777), dann Joseph Ogesser, sowie 1824 Joseph von Hormayr in „Wien, seine Geschichte und seine Denkwürdigkeiten“ (hier ist Scheit unter den Wiener Bischöfen erstmals unter einer eigenen Ziffer ange­geben) und auch Joseph von Aschbach57). Berufen konnten sich diese Autoren auf eine allerdings mißdeutete Stelle der ersten Geschichte der Wiener Universität, erschienen 1559, in deren Rektorenreihe auch hi­storische Nachrichten eingefügt wurden und der Seckauer erstmals in Zusammenhang mit der Wiener Administration genannt wird. Georg Eder58), Jurist, Reichshofrat und ohne Inhaber einer eigenen Lehrkan­zel zu sein, elf Mal Rektor der Wiener Universität, berichtet nämlich in seinem „Catalogus Rectorum et illustrium virorum Archigymnasii Vien­nensis“59): „Quo [=Urban] defuncto Mathias quidam Episcopus Secouien. admini­stratorem se huius Ecclesiae appellari uoluit: sed cum neque praesen­tabis fuerit neque confirmatus, inter Episcopos Vien. non numeratur“. Diese Textstelle, der auch Johannes Josephus Locher (1773) in seiner Universitätsgeschichte folgte60), besagt allerdings nur, daß der ehrgei­zige Seckauer, der auch Ansprüche auf das reichste der Salzburger Ei­genbistümer, auf Gurk, angemeldet hatte und später um die Salzburger 55) Vgl. oben Anm. 4. 56) Tomek, Kirchengeschichte Österreichs 2 58. 57) Schier, Bischöfe 28; Joseph Ogesser, Beschreibung der Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien (Wien 1779) 207 (ihm zufolge erhielt Vitéz das Bistum schon 1490); Joseph Freiherr von Hormayr, Wien, seine Geschichte und seine Denkwürdigkeiten II. Jg. 1/2 (Wien 1824) 144; Joseph Ritter von Aschbach, Die Wiener Universität und ihre Hu­manisten im Zeitalter Kaiser Maximilians I. (Geschichte der Wiener Universität 2, Wien 1877) 27f. und 28 Anm. 1 (Zitate aus Locher und Eder). 58) Vgl. Karl Eder, Georg Eder in NDB 4 (Berlin 1959) 311 f. 59) Georg Eder, Catalogus Rectorum et illustrium virorum Archigymnasii Viennensis (Wien 1559) 40. 60) Johannes Josephus Locher, Speculum academium Viennense seu magistratus universitatis Viennensis a primo ejusdem auspicio ad nostra tempore etc. (Wien 1773) 304. Er berichtet (zitiert nach Aschbach, Die Wiener Universität und ihre Humanisten 28 Anm. 1): „Eo (Matthia rege) e vivis sublato Matthias episc. Seccoviensis administrator eccles. Vienn. — sed ad episcopatum neque praesentato neque confirmato is honor non habetur“. 20

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