Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Heidrun Wurm bender die Nacht vor der Abreise aus Romorn auf dem Schiff des Ge­sandten verbringen sollte, wo man gemeinsam Abschied feiern wollte. Bey diesem Concert bliebe es; allein in der Nacht hörte man umb 11. Uhr einen Tapage in des Gesandten Schiff; und Omer Aga gienge von Ihme in ganzer Rage wegg; In der Frühe vor unserem Aufbruch begäbe ich mich in des Omer Aga Quartier, unter dem Vorwand, Ihme glückliche Retour nacher Wienn zuwünschen; obschon ich wüste, daß ich nicht gar angenehm seyn wurde; weilen ich verhinderet habe, daß Er nicht gar bis Ofen, wie Er besonders wegen deren Bädern gewunschen, hat gehen därfen; Er dissimi- lirte aber alles, kunte sich dannoch nicht entschütten, wider den Gesandten auszubre­chen, und Zusagen, daß, nachdeme Er zu Wienn sich schon fast spoliret, den Gesandten in seinem Geiz zubefriedigen, und Ihme Praesenter über Praesenter zugeben, so hätte Er noch diesen lezten Augenblick sich nicht geschiehen, von Ihme anstatt eines Divertis­sements noch ein endliches Regal zubegehren, welches Ihne also verdrossen, daß Er Ihme die ganze Wahrheit in das Gesicht gesaget, und ganz erzörnter, ohne einige Urlaub zunehmen, aus dem Schiff in sein Quartier sich begeben, Er auch sich nicht mehr zu beurlauben gedenckete, und nicht einmahl abwarten wolte, bis Er vom Land stosse, wie dann sein Fuhrwerk bereits vor seinem Flauß gestanden ist; Ich machte mir diesen Umstand bey beyden hizigen Köpfen wohl zu Nuzen, und erhaltete einen sowohl, als den anderen in ihrem Zorn, daß Sie beede als Erz Feinde einer wider den andern geblieben seyend. Nach unserer Ankunft in Ofen, am 29. Oktober, erfuhr ich, daß der am­tierende Großwesir abgesetzt und cOsmän Efendis Gönner Topal cOsmän Pasa zu seinem Nachfolger berufen worden war. Diese äußerst erfreuliche Neuigkeit gab ich unverzüglich an den Hofkriegsrat weiter, dem ich auch dieses und jenes vorschlug, um sowohl cÖmer Aga als auch das Schahbenderamt loszuwerden, zumal sich eine günstigere Gelegenheit wohl kaum je mehr bieten werde. Auf der Weiterreise nach Belgrad fuhr ich fort, dem Gesandten cÖmer Aga und mehr noch das Schahbenderamt möglichst ungünstig darzu­stellen. Ich erklärte ihm, diejenigen, die cÖmer Aga und seinen über­flüssigen Posten stützten, würden es zu verantworten haben, wenn durch den Schahbender die guten Beziehungen zwischen den beiden Reichen allmählich abkühlen und Spannungen auftreten würden. Der Gesandte stimmte mir zu. Es ging mir darum, ihn, ohne daß er sich dessen bewußt wurde, in meine Pläne einzuspannen, war doch voraus­zusehen, daß der neue Großwesir ihn gleich nach seiner Rückkehr be­fragen lassen würde, sofern er seine frühere Absicht wahrmachen wollte. In Belgrad erhielt ich Befehl vom Hofkriegsrat, cOsmän Efendi, wie ich vorgeschlagen hatte, unter Wahrung größter Geheimhaltung zu schrei­ben, er möge seinen Gönner nun bitten, den Schahbender abzuberufen und den Posten aufzuheben. Im weiteren sollte ich sowohl ihm als auch dem Großwesir eine angemessene Belohnung Zusagen, die ihnen der kaiserliche Resident bei der Pforte, Herr von Talman, aushändigen würde, nachdem der Schahbender abberufen worden sei. 176

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