Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761
Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulats Fast zur selben Zeit erreichte mich ein Brief von cOsmän Efendi, den er mir am 2. Oktober aus Viddin geschrieben hatte. Darin kündigte er mir an, er werde seinem bereits vor zwei, drei Wochen nach Konstantinopel aufgebrochenen Gönner nachreisen. Dabei ließ er durchblicken, dann könne das geschehen, was bisher noch nicht geschehen sei. Ich konnte cOsmän Efendi sofort weitere Anweisungen geben, denn ich hatte die entsprechenden Instruktionen des Hofkriegsrates bereits erhalten. Ich schrieb ihm am 28. November aus Belgrad, wobei ich noch einmal cÖmer Agas ungünstigen Einfluß auf die Beziehungen zwischen den beiden Reichen hervorhob und ebenso seine, cOsmän Efendis mir gegenüber geäußerte Meinung, kein rechtschaffener Muslim strebe nach einem solchen Amt, sondern nur jemand, der, wie cÖmer Aga, den armen Untertanen ihr sauer Verdientes abpresse. Ich betonte wieder, es ginge nicht nur um die Abberufung cÖmer Agas, sondern um die Aufhebung des Postens überhaupt, und nichts sei leichter, sofern der Großwesir noch zu seinem früheren Anerbieten stehe. cOsmän Efendi müsse der Pforte cÖmer Agas zahlreich verübte Exzesse vor Augen halten und deutlich machen, daß jeder Nachfolger sich ebenso importun aufführen werde, da er in Wien jahrelang der Furcht vor seinen Oberen entzogen sei. Er solle auch in Konstantinopel begreiflich machen, daß jeder andere Schahbender den Handelsverkehr, der derzeit bezeichnenderweise weniger denn je floriere, mehr hemmen als fördern würde. Es sei schließlich sonnenklar, warum der türkische Handel nach Deutschland um die Hälfte geschrumpft sei - weil die türkischen Kaufleute und übrigen Untertanen der Pforte im Gegensatz zu früher jetzt nicht nur Konsulatsgebühren entrichten müßten, sondern sich auch noch weiteren Erpressungsakten des Schahbenders ausgesetzt sähen. Nun könnten zwar, fuhr ich fort, einige Personen versuchen, die Situation auf ähnliche Weise für sich zu nutzen, wie cÖmer Aga es seinerzeit verstanden habe. Der Großwesir sei jedoch anders als die frühere Regierung, und der kaiserliche Hof sei bereit, bei Gelingen des Plans auch ihn reich zu beschenken69). Ich versprach cOsmän Efendi, er werde für seine guten Dienste so belohnt werden, daß es auch seinen Hinterbliebenen einmal an nichts fehlen werde. Er brauche keine Gewissensbisse zu haben, da die zwischen den beiden Reichen bestehende Freundschaft durch die Aufhebung des verhaßten Postens zweifellos neu gefestigt würde. Er müsse sich aber schleunigst zum Großwesir begeben, um diesem das Anliegen noch nachdrücklicher zu erläutern. Es sei sehr 69) Topal cOsman Pasa schlug die Belohnung aus, Heinrich Benedikt Der Pascha-Graf Alexander von Bonneval. 1675-1747 (Graz 1959) 96. 177