Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste
Das Wiener Bistum nach dem Tod König Matthias’ Corvinus rung seiner Rechte als endgültig hinnehmen zu müssen. Schließlich bestellte der Ungarnkönig selbst einen neuen Wiener Oberhirten und ernannte nach dem Ableben Bernhards von Rohr Urban Dóczi zum neuen Administrator41). Dieser zählte zu den bedeutendsten Diplomaten des Corvinén, bekleidete die Ämter eines königlichen Schatzmeisters, Kronhüters und Statthalters und wurde 1483 zum Bischof von Raab und dann 1486 von Erlau nominiert. Auch die Kurie trug - entgegen den Besetzungsrechten Friedrichs III. - den geänderten Machtverhältnissen in Österreich Rechnung und bestätigte Urban in einer am 20. April 1488 in Wien veröffentlichten Bulle als Wiener Administrator42). Aus Döczis Wiener Wirken ist nur eine Verordnung des Jahres 1489 bekannt, die das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens zum Feiertag erklärte. Eine völlig neue Situation trat mit dem überraschenden Tod des noch nicht fünfzigjährigen Ungarnkönigs ein. Nachdem Matthias Corvinus inmitten von Friedensverhandlungen mit den Habsburgern am 6. April 1490 einem Schlaganfall erlegen war und keinen legitimen Erben hinterlassen hatte, brach sein Reich binnen kurzem zusammen. Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian I., der seit 1486 römischer König war, bot sich dadurch die Möglichkeit der Rückgewinnung ihrer Erblande43). Bischof Urban brachte die Ueiche seines Herrn nach Ungarn und berief als Statthalter einen ungarischen Uandtag ein, auf dem er gegen die Ansprüche der Habsburger auf das ungarische Erbe auftrat (15. Mai 1490). Er kehrte dann nach Erlau zurück, wo er wohl noch 1491 oder Anfang 1492 verstarb, da sein Bistum Kommende des Kardinals Rodrigo de Borja (Borgia) war, noch bevor dieser am 11. August 1492 als Alexander VI. den Stuhl Petri bestieg44). Die Stadt Wien war auch nach dem Ableben des Königs Matthias Corvinus in ungarischen Händen geblieben, doch führte die Furcht vor einer Machtübernahme des Böhmenkönigs Wladislaw zu einem Stimmungsumschwung. Die Bürger besetzten die Stadttore und schon Anfang Juli 1490 wurden Söldner Maximilians I. in die Stadt eingelas41) Über Dóczi vgl. Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 16f.; Schier, Bischöfe 17-27; Kopallik, Regesten 2 XII. 42) Kopallik ebenda; Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 17. 43) Vgl. bes. Hermann Wiesflecker, Das erste Ungarnunternehmen MaximiliansI. und der Preßburger Vertrag (1490/91), in: Südostforschungen 18 (1959) 26-75. 44) Konrad Eubel, Hierarchia catholica medii aevi II (Nachdruck der Ausgabe 1914, Padua 1960) 83. Hier wird daher Urbans Ableben auf c. 1491 datiert. Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 16 f. geben-wohl nach Gams, Series episcoporum 367-1493 als Todesjahr an. Zu Alexander VI. vgl. Ludwig Pastor, Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters 3 (Freiburg/Br. 1895) 269 ff.; Lexikon des Mittelalters I (München-Zürich 1980) 374. 17