Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste
Peter Franz Rramml sen45). Am 19. August hielt der junge König seinen feierlichen Einzug in Wien und nahm den Treueeid entgegen. Zehn Tage später kapitulierte auch der Rest der ungarischen Besatzung auf der Wiener Burg. Das nunmehr wieder habsburgische Wien soll noch 1490 mit Dr. decretorum Matthias Scheit einen neuen Administrator erhalten haben46). Der um 1440 im Ulmer Umland geborene Scheit war früh in Kontakt mit dem Kaiserhof gestanden und war nach einigen Jahren der Ratstätigkeit für Erzherzog Sigmund von Tirol auf dessen Empfehlung hin noch vom Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr zum Bischof des Salzburger Eigenbistums Seckau ernannt worden (1481)47). Dort trat er sehr engagiert für die Sache Habsburgs auf und beteiligte sich auch persönlich am Kampf gegen die Ungarn. Er wurde Rat des Kaisers und dessen mit großen Vollmachten ausgestatteter Gesandter und stand auch in einem Ratsverhältnis zu König Maximilian. Bischof Matthias von Seckau soll die Funktion des Wiener Administrators von 1490 bis 1495 ausgeübt haben - so jedenfalls die neuesten Arbeiten Franz Uoidls48), durch die diese Angaben fest in der Wiener Bistumsgeschichte verankert wurden. Und dies, obwohl für eine Tätigkeit des Seckauers, der sich zwar nachweislich mehrmals in der Donaustadt aufgehalten hat, keinerlei Amtshandlungen nachgewiesen werden können und zudem urkundliche Nennungen als Wiener Administrator fehlen. Gerade letzteres verwundert, da der streitbare und eigensinnige Bischof in seine Titulatur selbst vage Titel (wie den eines Gubernators von Aquileia) aufnahm49) und als Wiener Administrator eine nicht - wie im Falle des Eigenbistums Seckau - vom Salzburger Metropoliten abhängige kirchliche Würde erlangt hätte. Deshalb hat der Autor aufgrund seiner umfassenden biographischen Arbeiten zur Person Scheits dessen Wiener Administrationstätigkeit negiert, unter anderem auch deshalb, weil ihm aus Joseph Chmels Quellenpublikationen bekannt war, daß Johann Vitéz, der Bischof von Veszprém, von Kaiser Friedrich III. schon Mitte 1492 als Wiener Administrator angespochen 45) Vancsa, Geschichte der Stadt Wien 573f.; ders., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2 (Stuttgart-Gotha 1927) 542ff.; Wiesflecker, Ungarnunternehmen 42ff. 46) Vgl. die folgende detaillierte Literaturauswertung. 47) Zu seiner Person vgl. zuletzt Kramml, Bischof Matthias (mit weiterer Scheit-Literatur). Ältere Biographien stammen von Alois Lang und Benno Roth (vgl. unten Anm. 52). 48) Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 18 und Loidl, Erzbistum Wien 30f., wo Scheit in Verwechslung mit dem Wiener Neustädter Bischof Peter Engelbrecht (1476-1491) zum Lehrer Maximilians I. avanciert (zu Engelbrecht vgl. Wodka, Kirche 173). 49) Rramml, Bischof Matthias 392. 18