Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Peter Franz Kramml Bernhard von Rohr am 10. März 1483 in einer Vollmacht festlegte36), was an der Kurie erreicht werden sollte, befand sich darunter auch der Passus, daß die päpstliche Erlaubnis dazu zu erwirken war, daß Johann von Gran die Wiener Administration niederlegen und jemand anderem, eventuell Bernhard, zur Verringerung der Ausgaben für seine Pension übergeben dürfe. Erst am 20. Dezember 1484 erklärte sich Papst Inno­zenz VIII. damit einverstanden, daß Johann Beckensloer die Salzburger Kirche administriere und Erzbischof Bernhard unter Beibehaltung des Titels eines Erzbischofs von Salzburg die Administration von Wien übernähme56 57 58 59). Rohr, der seinen Lebensabend auf der Burg Tittmoning verbrachte, wo er am 21. März 1487 starb, hat allerdings nie in Wien residiert und sich dort durch seinen Offizial Dr. Leopold Pranz vertreten lassen38). Die Stadt befand sich ja schon seit Beginn des Jahres 1485 im Belagerungszustand, und wurde im Mai, also wenige Monate nach der endgültigen Klärung der Administration, von den Ungarn eingenom­men. Wien wurde nun Residenz des hochgebildeten Renaissancefürsten Mat­thias Corvinus39), der zur beherrschenden Gestalt des südöstlichen Mit­teleuropa aufgestiegen war. Unter dem neuen Stadtherrn war das junge Bistum allerdings von der Suppression bedroht. Der Humanist Dr. Wolf­gang Lazius berichtet40), der König habe kurzzeitig die Aufhebung des Bistums beabsichtigt und 1485 oder 1486 das Domkapitel gebeten, eine diesbezügliche Petition an den Papst zu stellen. Der Passauer Offizial rief aus diesem Anlaß den Wiener Klerus zusammen und forderte - allerdings erfolglos - zum Gehorsam gegen den Passauer Ordinarius auf, der sich auch in der Folge noch nicht damit abfand, die Schmäle­56) Zaisberger, Bernhard von Rohr 95 und ausführlicher dies., Johann Hesel, in: AÖG 128/2(1971) 12. 57) Orig, im HHStA Wien AUR; Abdruck: Alois Lang, Beiträge zur Kirchengeschichte der Steiermark und ihrer Nachbarländer, in: Beiträge zur Erforschung steirischer Ge­schichte 55(Graz 1905) 96—249, hier 196ff., Beilage 5; Zaisberger, Bernhard von Rohr 209 f. n. 57, vgl. auch 40 und 95. Mit diesem Datum beginnt die Wiener Amtszeit Rohrs bei Pius Bonifacius Gams, Series episcoporum ecclesiae catholicae (Nachdruck der Ausg. Regensburg 1875-86, Graz 1957) 521. 58) Kopallik, Regesten 2 XI; Zaisberger, Bernhard von Rohr 94; Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert 555. Pranz (1470/72/75 Dekan der Wiener juridischen Fakultät) ge­hörte auch jener Wiener Abordnung an, die am 14. Mai 1485 mit dem Ungarnkönig verhandelte. Vgl. Max Vancsa, Politische Geschichte der Stadt Wien (1283-1522), in: Geschichte der Stadt Wien 2/II (Wien 1905) 499-591 bes. 570. 59) Nehring, Matthias Corvinus-, Wilhelm Fraknói, Matthias Corvinus, König von Ungarn 1458-90 (Freiburg/Br. 1891); Matthias Corvinus und die Renaissance in Ungarn 1458-1541 (Ausstellungskatalog Schallaburg 1982 = Katalog des NÖ Landesmuseums NF 118, Wien 1982). 40) Vgl. Flieder, Stephansdom 251. 16

Next

/
Thumbnails
Contents