Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Heidrun Wurm nischen Reich beherrschten Wiener Orienthandels22). Er starb am 15. November 177423). 3. Die Quelle Heinrich von Penklers „Ursprüngliche Auskunft über die Anno 726. in der Rays. Residenz-Stadt Wienn würcklich beschehene und sehr prae- judicirlich geweste Anstellung eines Türck. General Consuls oder Pro- curatoren und Protectoren deren Türck. Handels Leuthen und Unter- thanen von denen Türcken Schah Bender genannt, und dessen Anno 732. glücklich bewürckte Amovirung ohne einen anderen Successorem zuzulassen“ ist in einer vom Verfasser eigenhändig korrigierten, si­gnierten und auf den 12. Dezember 1761 datierten Abschrift bekannt und einer nach dieser Vorlage entstandenen Reinschrift, die beide von einem Schreiber verfertigt wurden24). Im Mittelpunkt des sehr lebendig geschriebenen Berichtes steht Pen- kler selbst, genau gesagt, seine maßgebliche Mitwirkung bei der Unter­drückung der osmanisehen Bemühungen, nach dem Passarowitzer Frieden ein Ronsularnetz in den habsburgischen Ländern zu errichten. Die eingehende Darstellung der eigenen Verdienste, nebst ihrer akten­mäßigen Dokumentierung anhand der wichtigsten Schriftstücke, die dabei durch seine Hände gingen, nimmt rund 35 der insgesamt 55 Blatt in Folio umfassenden Relation ein25). Sie ist eine teils gekürzte, teils aus anderen Quellen, möglicherweise auch aus dem Gedächtnis ergänzte Ausarbeitung einer Dokumentation, die Penkler bald nach seiner Rück­kehr aus dem Orient im Jahr 1755 „pro rei Veritate“, wie er etwas später 22) Die bekannte Konskription der osmanisehen Untertanen in Wien von 1766/67 zeigt, daß Penkler damals Räumlichkeiten an einen solchen Kaufmann vermietet hatte, vgl. Polychronis Enepekides Griechische Handelsgesellschaften und Kaufleute in Wien aus dem Jahre 1766 (Thessalonique 1959) 3 Nr. 9. Die Verknüpfung des Hauses mit der Geschichte des griechischen Orienthandels scheint bis in die Gegenwart zu reichen. 23) Penklers Todesdatum nach Spiller Penkler Bl. 18 (Archiv der Stadt Wien To­tenprotokoll 1774). Zu Penklers Rolle als Orientdiplomat s. zuletzt Karl A. Roider Au­stria’s Eastern Question. 1700-1790 (Princeton 1982) 92 ff, 106 ff. 24) 1) HHStA Handschrift W 396 (Böhm Handschriften 239 Nr. 766) 55 Bl. fol.und 2) HHStA Türkei I 206 (1732 Jänner-Juli) 55 Bl. fok, ungeheftet (aus dem Nachlaß Penklers, wie wohl auch W 396. Für den Vergleich der beiden Handschriften danke ich Dr. Ernst Dieter Petritsch, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (Schreiben ZI. 3266/1-H/85 vom 30. 04. 1985). 25) Die Relation enthält 15 Auszüge oder Abschriften von Dokumenten, teils latei­nisch, teils deutsch, davon 14 in den Text integriert, die beiden übrigen als Beilagen Nr. 1 und 2 angefügt. 158

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