Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761
Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulats vermerkte, zusammengestellt hatte26). Hierbei mag ihn ebenso sein beruflicher Ehrgeiz geleitet haben, wie seine historiographische Neigung, die vor allem den diplomatischen Beziehungen Österreichs zu den Os- manen gegolten zu haben scheint27). Mit der aus dieser Materialsammlung erarbeiteten Relation vom Dezember 1761 wollte Penkler zweifellos seine große Fähigkeit für den psychologisch schwierigen diplomatischen Umgang mit den Osmanen beispielhaft vor Augen führen. Ihr Abfassungsdatum, wenige Wochen vor der nochmaligen Ernennung Penklers zum Internuntius, läßt erraten, daß sie aus Anlaß der im Herbst 1761 am Wiener Hof aufgekommenen Diskussion um eine notwendige Ablösung des amtierenden Internuntius Peter Graf Schwachheim zu Papier gebracht worden ist, und der Autor sich damit als sein Nachfolger empfehlen wollte28). Der am 19. Januar 1762 abberufene Schwachheim hatte sich die Ungnade Kaiserin Maria Theresias zugezogen, weil er es nicht verstanden hatte, bei der Pforte anhängig gewordene, mittlerweile überzogene Regreßforderungen einiger osmanischer Kaufleute an die kaiserlichen Behörden unter Wahrung des kaiserlichen Ansehens und Schonung der Staatskasse aus der Welt zu schaffen. Unter dem Druck des Großwesirs 26) Vgl. HHStA Türkei 206 (1732) Konv. 1 Auskunft und Acten über die im Jahre 17)2 bewirkte Amovierung der [sic] bis dahin /: seit 1726 :/ zu ifién anges teilten Schah bender’s /: Handels Consuln :/ (geheftet, 2 Teile. Aus dem Nachlaß Penklers). Für den Hinweis auf diese Dokumentation danke ich Dr. Ernst Dieter Petritsch (HHStA Z1.3266/1-H/85 vom 30.04.1985). Dazugehörig ist auch die von Penkler zusammengestellte Handschrift HHStA Nr. 998 (Böhm Handschriften 277) Protokolle, Relationen türk. Botschafter in Wien 1704-17)). Darin (fol. 148-266) Kurze Zusammen Tragung des Jenigen, was in Amovirung des zu Wienn gewesten Türckischen Consuls oder Schahbenders Omer Aga, und gänzlichen Supprimierung dieses neuen und ohnangenehmen Officii durch meine Pencklers Hand gegangen. Sie dokumentiert, so Penkler (fol. 203v) „Wie ... dieser Omer Aga von Wien weggeschoben worden, und daß ich den meisten Theil hierzu contribuiret habe, und das Haupt Instrumentum ware ...“. Zur Entstehung der Materialsammlung heißt es (fol. 265v) „All dieses, wie dan auch mehrere andere Sachen, wovon ich plenissimam Informationem hatte, habe ich nach meiner den 20-ten November 1755 erfolgten Zurückkunft von Constantinople, da ich hierzu Zeit gehabt, als eine authentische Sache, so durch meine Hände gegangen, pro rei Veritate zusammengetragen. Wienn den 20-ten July 1757. Heinrich Freyherr von Penckler“. 27) Die historiographische Passion belegt unter anderem HHStA Türkei V 23 Konv. 1 fol. l-70v Auskunft und Specification deren Rom. Kays, und Königl. Hungarischen Gesandtschafften, welche von der Zeit 1)28 bis anhero, und zwar bis Anno 769. an den Ottoman- nischen Hof nacher Constantinople geschicket, und gehalten worden seyend. Von mir Penckler mit grosser Mühe in Vielen Jahren successivé theills durch durchgesehene viele bücher, theils durch zuhanden bringende viele schrifflen zusamen getragen (Abschrift mit eigenhändigen Zusätzen Penklers sowie zahlreichen Angaben über seine Privatbibliothek). 28) Das Kaiserpaar trug ihm noch vor Jahresende die Nachfolge Schwachheims an, HHStA Türkei V 23 Konv. A Penklers Gehorsamstes Pro-Memoria fol. 7v. 159