Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Das Wiener Bistum nach dem Tod König Matthias’ Corvinus Einkünfte, versprochen wurden30). Die Korrespondenz der Bayernher- zöge, die die Vorgänge in der „bayerischen Metropole“ Salzburg mit größter Skepsis verfolgten, läßt schon im November 1478 erkennen, daß Rohr „gen Wien komén sollte“ und abgesprochen sei, daß er „furter in dem brobsthofe zu Wien sein wesen haben und von derselben brobstey nutzung jerlich zway tausend gülden“ erhalten sollte31). Unter dem Druck des Salzburger Domkapitels mußte Erzbischof Bernhard seine Zusagen allerdings widerrufen, woraufhin Friedrich III. versuchte, den Salzburger Regierungswechsel mit Waffengewalt durchzudrücken. Salzburg ging daher ein Schutzbündnis mit dem Ungarnkönig Matthias Corvinus ein und die Ungarn, die auch im Passauer Bistumsstreit als Schutzherren des bayerischen Gegenkandidaten auftraten, besetzten die Steiermark, Teile Kärntens und durchstreiften weite Teile Nieder­österreichs32). Trotz der militärischen Bedrängnis des Habsburgers sah sich der Salzburger Erzbischof aufgrund der wirtschaftlichen Erschöp­fung seines Uandes gezwungen, zugunsten des kaiserlichen Kandida­ten zurückzutreten (Vertrag vom 29. November 1481) und Johann von Gran konnte am 14. Jänner 1482 die Regierung Salzburgs überneh­men33). Wohl aufgrund dieser geänderten Situation stellte Friedrich III. am 5. Jänner 1482 eine Urkunde aus, mit der er die neue Stellung der Wiener Dompropstei endgültig regelte34). Da Johann von Gran die vor­gesehene jährliche Pension für Bernhard von Rohr nicht aufbringen konnte, ersuchte er ihn, die mit etwa 2.000 Gulden dotierte Administra­tion Wiens zu übernehmen. Bernhard stimmte diesem Vorschlag am 31. Oktober 1482 zu und auch der Kaiser bewilligte am 9. November 1482 diese Versetzung (mit diesem Datum läßt Loidl die Wiener Admi­nistration Rohrs beginnen)35). Allerdings stand die päpstliche Zustim­mung dazu wie auch zur Übergabe des Erzstiftes noch immer aus. Als 30) Zu Rohr und seiner Resignation vgl. Zaisberger, Bernhard von Rohr 64ff.; Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert 546ff. und Peter F. Kramml, Christoph Ebran von Wildenberg, Salzburger Dompropst und Pfleger zu Halmberg bei Waging - ein Bayer als letzter Salzburger Gegenerzbischof (1487-1491), in: Das Salzfaß NF 21(1987) 65-92. 31) Franz Martin Mayer, Über die Abdankung des Erzbischofs Bernhard von Salzburg und den Ausbruch des dritten Krieges zwischen Kaiser Friedrich und König Matthias von Ungarn (1477-1481), in: AÖG 55(1877) 218 und 221. 32) Karl Nehring, Matthias Corvinus, Kaiser Friedrich III. und das Reich (Südosteuro­päische Arbeiten 72, München 1975) 111 ff. 33) Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert 554. 34) Chmel, Regesta Friderici n. 7515; vgl. Flieder, Stephansdom 222. 35) Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert 555; Zaisberger, Bernhard von Rohr 92f. und 202f. n.54; Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 14. Demnach müßte die kaiserliche Präsentation, die am 23. November 1484 zugunsten des Paul Vennkh erging (Chmel, Regesta Friderici n. 7708), an Rohr gerichtet gewesen sein. 15

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