Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)
WALDSTEIN-WARTENBERG, Berthold: † Walter Goldinger 1910–1990
NACHRUFE WALTER GOLDINGER 1910 - 1990 Kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres beendete Walter Goldin- geram 15. Februar 1990 sein arbeitsreiches Leben. Am 15. März 1910 in Wien als Sohn eines Mittelschullehrers geboren, besuchte er das Elisabethgymnasium im 5. Wiener Gemeindebezirk, wo er 1928 maturierte. Anschließend studierte Goldinger Geschichte, Germanistik, Geographie und Kunstgeschichte an der Wiener Universität. Seine Lehrer waren u.a. Wilhelm Bauer, Otto Brunner, Alphons Dopsch, Lothar Groß, Hans Hirsch, Ernst Klebel, Heinrich R. von Srbik, Eduard Castle, Dietrich Kralik, Hugo Hassinger, Eugen Oberhummer und Julius Schlosser. Am 20. Juli 1932 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. 1931-1933 gehörte Goldinger als ordentliches Mitglied dem 38. Kurs des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung an, den er am 20. Juli 1933 mit der Staatsprüfung abschloß. Sein Leben war der Archivwissenschaft gewidmet. Bereits den freiwilligen Arbeitsdienst absolvierte er im damaligen Archiv des Inneren und der Justiz. Aus diesem Archiv ging 1949 das Allgemeine Verwaltungsarchiv hervor, dem Goldinger sein ganzes Leben eng verbunden blieb. 1935 war Goldingers Anstellung als Archivbeamter erfolgt, 1956 wurde er Leiter des Allgemeinen Verwaltungsarchives. Zwischen 1946 und 1952 oblag ihm auch die Leitung des Wiener Universitätsarchives. In den schweren Nachkriegsjahren bestand seine Aufgabe vor allem in der Rückführung und Neuaufstellung der während des Krieges verlagerten Archivalien, die durch Kriegswirren und Bombenschäden zumeist in Unordnung geraten waren. Sie mußten in jahrelanger Arbeit neu geordnet werden. Dazu kam die Neuübernahme von Beständen der Zentralbehörden aus der Zeit der Ersten Republik und den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft. Auch diese Bestände mußten neu aufgestellt und zunächst für den Gebrauch der Behörden, später auch für die allgemeine Forschung zugänglich gemacht werden. Neben dieser archivarischen Tätigkeit, die Walter Goldinger auch zum Mitarbeiter am Entwurf des - leider bis heute nicht beschlossenen - Archivalienschutzgesetzes werden ließ, war er stets wissenschaftlich tätig. In jungen Jahren befaßte er sich mit mittelalterlichen Themen und war auch an den Vorarbeiten zum Burgenländischen Urkundenbuch beteiligt. Doch sein Hauptinteresse galt dem 19. und 20. Jahrhundert, sowie der Archiv- und Aktenkunde. 1950 habilitierte er sich für die Historischen Hilfswissenschaften mit besonderer Berücksichtigung der 441