Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

BROUCEK, Peter: Ungedruckte Prüfungsarbeiten aus Österreich zur österreichischen Militärgeschichte bis 1988

Rezensionen Ebendorfer wird konsequent auch hier nur unter „Asselbach, Thomas, Toma“ (auch unter „Thomas, Toma“) geführt, bei kirchlichen Würdenträgern wird weder Name noch Sitz aufgelöst etc. Quellenkritik ist unter diesen Voraussetzungen nicht zu erwarten. Das Kapitel von St. Peter selbst - so der Autor Peter Schmidtbauer - hat die vorliegenden Prolegomena zu einer Sozialgeschichte des Kapitels von St. Peter im Vatikan (28, S. 242- 301) angeregt; es ahnte wohl nicht, mit welcher Gründlichkeit diesem Wunsch nachge­kommen werden sollte. Alles Dargebotene scheint auf dem 1477-1940 (mit Lücken) geführten Liber Descendentiae zu beruhen, andere Quellen werden zumindest nicht angeführt. Statistiken, Tabellen, Graphiken etc. werden ab und zu durch erläuternde Texte unterbrochen. Es gelingt, Namen bzw. alles Individualverdächtige konsequent auszuschalten. Man wird belehrt über „Personenflüsse“, örtliche Herkunft (etwa: 1 Be- nefiziat und 1 Kleriker — Gesamtsumme 1, also identisch - aus den Pontinischen Sümp­fen), über Relation von Herkunft und Dienstdauer, über „mittlere Entfernung vom Hei­matort“, das „mittlere Sterbedatum“ etc.; die Bildungsstatistik wird durch kein Wort über Art und Niveau des Bildungsinhaltes belebt. Ein zweiseitiger „vorläufiger Ansatz zu einer Theorie“ bietet Anlaß, eine zukünftige, auch für Historiker verwertbare Synthese zu erhoffen. - Prozesse und Parteiungen in einem weit über den kirchenpolitischen Tatbe­stand hinausweisenden Bereich bilden den Gegenstand der biographischen Skizze von Peter Franz Kramml (Dr. Christoph Zach, Bischof von Seckau 1502-1508 und die Hinter­gründe seiner römischen Bischofsernennung, 28, S. 209-242). Eine Spezifizierung der Mo­tive und Strategien um die (letztlich folgenlos gebliebene) Resignation Matthias Scheits und die Einsetzung Zachs ist lediglich aufgrund des landesfürstlich-salzburgischen Ge­gensatzes, unersättlicher Pfründenwünsche der Beteiligten und des für die vorreforma- torische Zeit charakteristischen Opportunismus der Kurie zu erahnen, eine Einordnung der entscheidenden Fakten wäre wohl nur an Hand einer Vielzahl analoger Sachverhalte möglich. - Jan Lascaris gehört als Autor in die lange Reihe der am grünen Tisch operie­renden Befürworter eines Kreuzzuges gegen das osmanische Imperium. Als Kompilator vorwiegend venezianischer und byzantinischer Informationen meldete er sich minde­stens dreimal zu Wort: 1508, 1525 - in einer Rede, die er in päpstlichem Auftrag vor Karl V. hielt - und zuletzt 1531 in einer ausführlichen „informatio“ für Clemens VII., in welcher er seine Vorstellungen von 1508 ausbaute und mit akademischem Kolorit ver­sah. Er zeigte sich als optimistischer, militärisch und logistisch theoretisierender, später vielfach imitierter Vertreter des klassischen, nie realisierten Projektes eines Zangenan­griffes zur See - diesem Unternehmen gilt sein Hauptinteresse - und zu Land. Anna Pontani (Paralipomena dei Turcica: Gli scritti di Giano Lascaris per la crociata contro i Turchi, 27, S. 213-338) bietet nach einer informativen Charakteristik des Autors und seiner Vor- und Nachläufer eine an Präzision und Kommentierung kaum zu übertref­fende Edition der Schriften von 1508 und 1531, die nebenbei eine solide Basis für die noch ausständige Lascaris-Biographie darstellt. Als Kabinettstück der Diplomatiegeschichte mit dem Schwerpunkt auf politischer Propa­ganda ist der Beitrag von Elisabeth Garms-Cornides (Päpstliche Friedenspolitik und ita­lienisches Gleichgewicht. Zu einigen Vermittlungsversuchen der Kurie im Polnischen Erb­folgekrieg, 28, S. 303-338) zu werten. Im Zentrum stehen gezielte politische Utopien der Kurie (1734/35), die von italienischen Einigungsbestrebungen, unter Berücksichtigung der konkreten Machtfaktoren, in der zweiten Phase in eine italienische, vom Papst domi­nierte Konföderation überleiten und schließlich von Alberoni auf ganz Europa übertra­gen bzw. zu einer Neuverteilung des Abendlandes - ohne Berücksichtigung des Papst­tums ! - umfunktioniert werden. Viele Elemente ließen sich weit, etwa bis zum Frieden von Lodi und darüber hinaus, zurückverfolgen; es wird jedoch auch nachgewiesen, daß das Alberoni-Projekt ein wissenschaftsgeschichtlich-propagandistisches Nachleben bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges führte. - Einen Einblick in sozialstrukturelle, durch das Silversterpatent abgewürgte Tendenzen der lombardo-venezianischen Ver­waltung gestatten die Wiener Entwürfe zu einer Neuorganisation 1894 (Brigitte Mazohl­438

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