Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)
BROUCEK, Peter: Ungedruckte Prüfungsarbeiten aus Österreich zur österreichischen Militärgeschichte bis 1988
Rezensionen Wallnig Selbstverwaltung und Gemeinde: Österreichische Konzeptionen in der Politik gegenüber Lombardo-Venezien, 28, S. 339-351). Ziel dieser von der Zentrale ausgehenden liberalen Projekte war nicht nur der Ausgleich der Extreme (ständisches Prinzip mit „direkter Demokratie“ der Convocat-Gemeinden), sondern eine von politisch aufgewerteten (besonders akademisch gebildeten) Untertanen getragene Eigenverantwortlichkeit gegenüber der Staatsgewalt. - Für die wachsende Aufmerksamkeit der vatikanischen Diplomatie gegenüber den noch archaischen Symptomen einer politischen Massenbewegung weist Anna Staudacher (Die Anfänge der sozialistischen Arbeiterbewegung im Spiegel der Nuntiaturberichte aus Wien 1868 bis zum Wiener Hochverratsprozeß 1870, ergänzt durch Konfidentenberichte der österreichischen Staatspolizei, 27, S. 357-379) vor allem auf zwei Charakteristica der Berichterstattung hin: einmal auf das Motiv, aus dem Informationsstand die Notwendigkeit einer christlichen Gegenbewegung abzuleiten; zum anderen auf den Blickwinkel, der eher spektakuläre Ereignisse als deren ideologischen Hintergrund einschloB, wodurch den Berichten weniger objektiver Quellenwert als die Erkenntnis, wie man die Dinge eben „in manchen Kreisen sah“, zukommt. - Robert Rill (Zur Neuorientierung der päpstlichen Politik unter Kardinalstaatssekretär Rampolla: Die Münchner Aussprache zwischen Reichskanzler Caprivi und Nuntius Agliardi 1891, 28, S. 353-364) weist an Hand der Nuntiaturberichte dieses Jahres ein Abrücken der Kurie vom Dreibund und eine entsprechende Annäherung an Frankreich und die iberischen Monarchien — vollzogen in den gewohnt leisen Schritten der vatikanischen Diplomatie unter steter Beachtung von Presse und Volksmeinung - nach. - Im Mittelpunkt des Beitrages von Erika Weinzierl (Mönche gegen Hitler - am Beispiel des Zisterzienserstiftes Withering, 28, S. 365-378) steht ihr (und auch des Rezensenten) ehemaliger, 1979 verstorbener Vorgesetzter als Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs und Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, Dr. Gebhard Rath, dessen fast irreal humane und demütige Haltung wohl nie die Vermutung aufkommen ließ, daß er - wenn auch in einer in ihrer Aussichtslosigkeit von ihm selbst kaum erkannten Position - der perfekten Mordmaschinerie entgegengetreten war. Eine quellenkritische Anmerkung: Historiker bemängeln mit Recht die unbegründete Verwendung von Sekundärüberlieferungen für weit zurückliegende Epochen (etwa die Grazer „WMR [egesten]“), - um wieviel wichtiger wäre doch die Klarstellung der aktuelleren Überlieferungsfrage (wenn vielleicht auch mit negativem Ergebnis) der „Kopien“ im Wiener Dokumentationsarchiv! Nachstehende Beiträge der beiden Jahrgänge wurden nicht besprochen: 27: Gunhild Jenewein, Statuenfragmente aus den Caracallathermen, S. 13^t9; Francois Halkin, Un trio factice, S. 51 f., Siegrid Düll, Die Inschriftendenkmäler von Santa Reparata (1302-1363), S. 145-212; Bruno Lavagnini, Sulle orme dell’epigrafista Georg Walther, S. 339-355; Otto Kresten-Giancarlo Prato, Die Miniatur des Evangelisten Markus im Codex purpureus Rossanensis: eine spätere Einfügung, S. 381-399; Hermann Fillitz, Zum Problem der Deckenfresken Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle, S. 401-412; Robert Keil, Bemerkungen zum Verhältnis von Lomazzo zu Dürers kunsttheoretischen Schriften, S. 413-423; Brigitte Kuhn, Guido Renis Vorzeichnungen für die Immaculata Conceptio in Forli, S. 425-437; Elisabeth Sladek, Der Palazzo Chigi-Odescalchi an der Piazza SS. Apostoli, S. 439-503; Heribert Hutter, Zur Genese von Pierre Subleyras’ „Messe des hl. Basilius“, S. 505-510. 28: Hendrik Schulte Nordholt, Der Baum des Lebens. Eine Analyse des Mosaiks in der Apsiskalotte von S. Clemente in Rom, S. 17-30; Fritz Krinzinger, Velia. Grabungsbericht 1983-1986, S. 31-56; Brinna Otto, Vorbericht zur Keramik der Thermen im Vignale von Velia, S. 57-72; Hermann Vetters, Iterum Lex Lauriacensis, S. 73ff.; Renate Pillinger, La Field Archaeology in Bulgaria, S. 77-95; Francois Halkin, Légende grecque de Saint Gor- dien, S. 97-101; Jörg Garms, Ein Florentiner Trecento-Grabmal in Nizza, S. 379-385; Brigitte Kuhn, Francesco Pascucci - ein Beitrag zum römischen Klassizismus, S. 387-425. Gerhard Rill (Wien) 439