Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)
BROUCEK, Peter: Ungedruckte Prüfungsarbeiten aus Österreich zur österreichischen Militärgeschichte bis 1988
Rezensionen zurückgehenden Beitrag von Kurt Zeillinger {Friedrich I. Barbarossa, Manuel 1. Kom- nenos und Süditalien in den Jahren 1155/1156, 27, S. 53-83) sind kaiserliche Briefe bzw. Mandate, die eine byzantinische Gesandtschaft im Rahmen von in Ancona geführten Verhandlungen nach den Gesta Friderici erschlichen haben soll („per surreptionem acceperunt“). Mit viel Sachkenntnis und Einfühlungsvermögen deutet Z. die Briefe als Instrumente, die die apulischen Städte zum Aufruhr gegen die normannische Herrschaft und zum Anschluß an Byzanz, allerdings unter Wahrung der Reichsrechte, bringen sollten und auch ihre Wirkung nicht verfehlten. Allerdings: Wenn diese Interpretation richtig ist, dann sind die Tatsachen von Otto von Freising verzerrt wiedergegeben, denn auch eine noch so extensive Auslegung der Mandatsinhalte durch die Byzantiner kann nicht als „surreptio“ bezeichnet werden; das Verbum „accipere“ weist vielmehr darauf hin, daß die Unregelmäßigkeiten nicht erst bei der Anwendung der Briefe, sondern schon bei deren Aushändigung, sinngemäß wohl bei der Textierung, also im engeren Bereich des kaiserlichen Hofes, vor allem der Kanzlei, einsetzten. Ein Seneca-Zitat in Barbarossa-Urkunden (28, S. 151-154) weist Reinhard Elze, unter anderem in abgewandelter Form in der Arenga der Gelnhäuser Urkunde vom 13. April 1180 (DF 1 795), nach. - Werner Maleczek beschreibt Das Papsttum und die Anfänge der Universität im Mittelalter (27, S. 85-143), vorwiegend an Hand der reichhaltigen Literatur über Paris und Bologna, unter der Fragestellung nach Ausmaß, Art und Motiven der päpstlichen Einflußnahme auf die jungen Universitäten des 12. und 13. Jahrhunderts mit dem Ergebnis, daß nicht mit diktatorischen Maßnahmen, sondern zumeist unter geschickter Ausnützung interner Konfliktsituationen jene Kontrollfunktion ausgeübt werden konnte, die ein Abschweifen der theologischen und kirchenrechtlichen Bildung in häresieverdächtiges bzw. kirchenpolitisch nicht akzeptables Gedankengut verhinderte.- Den Gesinnungswandel eines angesehenen Kirchenfürsten gegenüber den Bettelorden verfolgt Othmar Hageneder (Inobediencia sceleri comparatur ydolatrie. Bischof Bruno von Olmütz und die Bettelorden, 28, S. 155-162) in drei Stadien: von der „tiefen“ - soweit hinter den Formeln tatsächlich echte Gesinnung zu vermuten ist - Sympathie (1253) über eine unter dem Druck einer seltsamen Häresie-Konstruktion (Ungehorsam- Ketzerei) erzwungene Loyalität (1272) zur Erkenntnis der Unvereinbarkeit episkopaler Verantwortlichkeit mit dem kaum kontrollierbaren, vom Papsttum im eigenen Interesse geförderten Treiben der Mendikanten. Nur erahnen kann man, was sich außerhalb der aufgezeigten Marksteine an Emotionen und Intrigen aller Akteure im kirchlichen Alltag abgespielt hat. - Geschichte und Geschichten: Erzählerische Wirklichkeit in sardi- schen Urkunden des Mittelalters (28, S. 163-168), nämlich des 14. und 15. Jahrhunderts, aus den Editionen der Carta de Logu und des Codice di S.Pietro di Sorres rekonstruiert Felix Kariinger; dabei geht es um Fälle von Analphabetismus und Konkubinat, die unmittelbare Nachbarschaft zu Novellen und Volkserzählungen erkennen lassen. - Auf Grundlagen der Handschrift B 43 mit korrigierenden Lesarten aus B 38 des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs analysiert und ediert Heinrich Koller Eine deutsche Fassung der Kleinen Stamser Chronik (28, S. 169-183), die ca. 1438 in Tirol entstanden sein dürfte, jedoch erst ab Ende des 15. Jahrhunderts textlich überliefert ist. Die Einordnung in eine Gruppe von Parallelquellen (das Breve chronicon monasterii Stamsensis und das Necrologium Austriacum gentis Habsburgicae) gibt zweifellos ein vorwiegend tirolisches Interesse des Kompilators zu erkennen, — chronikalischen Charakter kann man bei bestem Willen nur ansatzweise in dieser Nekrologvariante konstatieren, noch weniger allerdings „frühe Tendenzen, die Selbständigkeit des Landes zu wahren“ (S. 176). - Aus dem Cod.Vat.lat. 3887 ediert Hermann Diener eine bisher unbeachtete Skizze Aeneas Silvius’ über die Frühgeschichte Friedrichs (III.) (Friedericus Dux Austrie Her nesti filius. Aus De viris illustribus des Enea Silvio Piccolomini, 28, S. 185-208). So aufschlußreich die ausführlich gewürdigte Überlieferungsgeschichte immer sein mag, Edition und Register folgen, wenn überhaupt, mehr als fragwürdigen Prinzipien: Keine einzige Sachanmerkung entschlüsselt Namen oder Ereignisse, das Register bietet keine zusätzlichen Informationen. 437