Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

PERGER, Richard: Der Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 und seine Folgen

Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 bung von 553 t. 3 s. 6 d. wenigstens eine Anzahlung zu leisten28). Ver­mutlich war er auch an der Ausarbeitung der neuen Urbare von 1512 und des zweibändigen Haupturbars von 1513 beteiligt29). Noch in einer zweiten Stiftsangelegenheit mußte der Propst 1511 inter­venieren. In der Stadt Klosterneuburg waren grundsätzlich nur Einfuhr und Vertrieb heimischen Weines gestattet, für das Stift allerdings galt diese Vorschrift aufgrund entsprechender Privilegien nicht. Dennoch kam es am 17. September 1511 zu einer Demonstration von Bürgern unter Führung des Stadtrichters Ulrich Schwaiger vor der Prälatur, als sechs Frachtwagen Stiftswein aus Heiligenstadt heranbrachten. Die Wa­gen wurden an der Brücke über den Weidlingbach nahe dem Siechen­haus mit Waffengewalt angehalten und an das Donauufer geführt. Am nächsten Tag konnten vier Wagen eingebracht werden, zwei wurden von Passanten gewaltsam zurückgehalten. Vor versammelter Gemeinde blieb der Propst trotz dieser Bedrängnis standhaft und beharrte auf der Einfuhr: Ohne richterliches Erkenntnis dürfe ihn niemand seines Be­sitzes und seiner Rechte berauben30). Diese Unbeugsamkeit, die Haus- mannstetter auch in anderen Fällen zeigte, sollte ihm noch zu schaffen machen. Die Bürger von Klosterneuburg waren jedenfalls vergrämt, die Chorherren standen noch zu ihm, begannen aber wohl schon gegen seine Personalpolitik und seine häufige Absenz zu murren. Beim Regiment erlebte Hausmannstetter im Jahre 1512 die Anfänge des berüchtigten Lauffner-Prozesses31). Lienhard Uauffner, ein kaiserlicher Mautbeamter in Wien, hatte dem Schiffsfrächter Bartl Staudinger, bei dem er verschuldet war, Geld abgepreßt, mit dem er ein angeblich dro­hendes Gerichtsverfahren gegen Staudinger durch Beamtenbestechung abzuwenden versprochen hatte. Anfang 1512 flog dies auf, und das Regi­ment betraute den Wiener Stadtrichter Dr. Martin Siebenbürger mit der Untersuchung. Die Situation war heikel, weil Lauffner mit dem kaiserli­chen Sekretär Vinzenz Rockner verschwägert war und im Lauf des Ver­28) StiAKl. Karton 212 Historische Denkmale Fasz.5; vgl. Zeibig Beiträge 298. 29) Zu den Urbarien ausführlich Ludwig Propst Georg II. 237-248. Auf dem Titel­blatt des ersten Bandes des Haupturbars von 1513 (StiAKl. Grundbuch 1/la) zeigt eine Miniatur ein Porträt des Propstes Georg Hausmannstetter; vgl. Der heilige Leopold - Landesfürst und Staatssymbol, Ausstellungskatalog, (Klosterneuburg 1985) 246 n. 226 und Abb.41. 30) StiAKl. Hs. 6 fol. 77v; vgl. Zeibig Aufzeichnungen 268. 31) Wichtigste Quellen zum Lauffner-Prozeß: CVP 8134 fol. 97v-107v. (vgl. Kretsch­mer Studien 38-59); CVP 8549 (vgl. Anm. 50); HHStA Maximiliana 28 (Dezember 1512) fol. 82-105 und 30 (November - Dezember 1513) fol. 181-182, 193-197. Darstellung zu­letzt bei Richard Perger Die Wiener Bürgermeister Lienhard Lackner, Friedrich von Pie­schen, Dr. Martin Siebenbürger und andere Mitglieder der „ Wiener Handelsgesellschaft“ in Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 9 (Wien 1981) 31-39. 21

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