Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

PERGER, Richard: Der Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 und seine Folgen

Richard Perger das Stift die heruntergekommene Herrschaft Stoitzendorf bei Horn für eine Anzahl Jahre dem Bruder des Propstes, Ruprecht Hausmannstetter, gegen die Verpflichtung zur Sanierung und gewährte eine Option für späteren Kauf22). Als am 29. April 1511 die Stände 1227t. 3 s vorschrie­ben23), dürfte Weißenberger am Ende seiner Weisheit gewesen sein. Der Propst hatte diesen Problemen bisher wenig Beachtung geschenkt, für ihn stand die Arbeit beim Regiment im Vordergrund. Wie zwanglos es dort zuweilen zuging, ist einem Brief an Hausmannstetter vom 8. Mai 1511 zu entnehmen: Danach habe der „mehrer teil“ des Regiments die Absicht, sich am 11. Mai nach Baden bei Wien zu begeben; was an Ar­beit anfalle, könne auch dort erledigt werden, der Propst sei herzlich eingeladen, auch zu kommen und seinen Kollegen „nach pads gewon- hait“ Gesellschaft zu leisten24 25). Ob der Propst dieser Einladung folgte, ist nicht bekannt. Um diese Zeit mag er erkannt haben, daß gegen die zunehmende Ver­schuldung des Stiftes Klosterneuburg etwas geschehen müsse. Er stellte daher bei Vinzenz Weißenberger „ettlich misfellig hanndlung“ fest, wor­auf dieser als Commissarius und Dechant zurücktrat und die Pfarre St. Martin übernahm23). Da der Propst auf einen Commissarius, der ihm die Stiftsangelegenheiten abnahm, nicht verzichten wollte, die Verbin­dung dieses Amtes mit jenem des Dechanten aber nicht mehr tunlich erschien, kam es zu einer getrennten Neubesetzung. Dechant wurde am 7. Juli 1511 der Chorherr Konrad Peuntner, genannt Steinacher. Als Commissarius sah Hausmannstetter den tüchtigen Pfarrer von Korneu- burg, Sebastian Siebenrichtl, vor, die Pfarre Korneuburg sollte einem Weltpriester anvertraut werden. Gegen diese Maßnahme protestierte am 29. August 1511 der gesamte Konvent vor allem aus wirtschaftlichen Erwägungen. Siebenrichtl blieb in Korneuburg26). Der nun zum Com­missarius bestellte Leopold Maydl verhielt sich „ungeschaffen und ir­rig“, sodaß der Propst nach einem anderen Stellvertreter suchen mußte. Er fand ihn in Christoph Lamprechtshauser27), dem es gelang, die alten Schulden gegenüber den Landständen von 1367t. per Juli 1511 auf 600 t. per 17. Oktober 1512 zu reduzieren und für eine neue Vorschrei­22) StiAKl. Hs. 6 fol. 77, 87, vgl. Zeibig Aufzeichnungen 267f.-StiAKl. Rarton 172 fol. 137v.-Ein Wolfgang Hausmanstetter wird 1425 als Bürger zur Graz erwähnt. StiAKl. Hs. 18 fol. 73 n. 14. Ein Schwager des Propstes Georg lebte 1514 in Bruck an der Mur: StiAKl. Rb. 1/9 fol. 54v. 23) StiAKl. Karton 212 Historische Denkmale Fasz.5; vgl. Zeibig Beiträge 298. 24) StiAKl. Karton 8, unbezeichneter Faszikel. 25) StiAKl. Anonyme Chronik fol.2v. 26) StiAKl. Hs. 6 fol. 77v; vgl. Zeibig Aufzeichnungen 268. 27) StiAKl. Anonyme Chronik fol.2v-v; zitiert bei Ludwig Propst Georg II. 220f. 20

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