Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

PERGER, Richard: Der Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 und seine Folgen

Richard Perger schließlich in offenem Aufruhr überging und im Bürgertum von Wien und Klosterneuburg Sympathisanten fand14), sodaß Regierung und Kai­ser eingriffen. Erst die drohende Unterstellung des Stifts unter behörd­liche Kontrolle einte Propst und Chorherren. Von diesen Ereignissen, die in der bisherigen Literatur nur zum Teil behandelt wurden15), aber als Symptome der Stimmung in Österreich vor der großen Erhebung nach Maximilians Tod 151916) Beachtung verdienen, soll im folgenden berichtet werden. Georg Hausmannstetter, zuletzt Pfarrer in Heiligenstadt, war am 13. Au­gust 1509 zum Propst des Stiftes Klosterneuburg gewählt worden17)- Schon am 19. August reiste er nach Passau ab, wo ihn Bischof Wiguleus im Beisein der Äbte von Vornbach und Fürstenzell in seinem Amt bestä­tigte. Der Passauer Stadtrichter Leonhard Schmidhammer erlegte die Taxe von 200 t. im Namen des Stifts, das ihm hierfür ein Guthaben für künftige Weinkäufe einräumte. Am 24. August traf der Propst wieder in seinem Ordenshaus ein, wo er sofort Änderungen vornahm. Die Posten des Weinkellners und des Küchenmeisters, bisher mit Laien besetzt, wurden Chorherren übertragen. Auch die Vertretung des Propstes im Abwesenheitsfall - bisher vom Dechanten in geistlichen, vom Oberkel­lerer in wirtschaftlichen Belangen besorgt - wurde neu geregelt; Haus­mannstetter bestellte den Dechanten Vinzenz Weißenberger mit dem Titel eines Commissarius zum Interimsleiter der Prälatur, also zu sei­nem Vertreter in sämtlichen Bereichen. Danach trat er eine mehrwö­chige Inspektionsreise zu den Stiftsgütern jenseits der Donau an, zur Weinlesezeit kehrte er zurück. Bald darauf riefen ihn die politischen Aufgaben: Im November 1509 forderte Kaiser Maximilian die Land­stände der Erbländer auf, Abordnungen zu dem für Januar 1510 anbe­14) Siehe Anm.48, 77, 80, 81. 15) Vinzenz Oskar Ludwig Propst Georg II. Hausmannstetter in Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg IV. (1912), 213-234 (der Konflikt 219-222); einzelne Berichtigungen bzw. Ergänzungen in den unter Anm. 51, 55 und 62 zitierten Arbeiten von Röhrig und Schle­singer. Die bei Ludwig zitierten Signaturen sind seit der Neuordnung des Stiftsarchivs durch DDDr. Floridus Röhrig Can. reg. und seinen Mitarbeiter Dr. Hans Oman überholt; ich zitiere durchwegs nach den heutigen Signaturen. Herrn Dr. Oman bin ich für uner­müdliche Unterstützung bei Beschaffung des hier verwerteten Materials aus dem Stift­sarchiv zu besonderem Dank verpflichtet. 16) Siehe z. B.: Hans Lahoda Der Ständekampf in den österreichischen Erblanden nach dem Tode Maximilians I. bis zu seiner Beendigung im Blutgericht von Wiener Neu­stadt (phil.Diss. Wien 1949); Wolfgang Kirchhofer - Erinnerungen eines Wiener Bürger­meisters 1519-1522, hg. von Richard Perger (Wien 1984); Günther R. Burkert Karl V., Ferdinand I. und die österreichischen Erbländer im Bingen um Gesamtstaat und Landesin­teressen (Forschungen und Darstellungen zur Geschichte des Steiermärkischen Landtages 1, Graz 1987). 17) StiAKl. Hs. 6 fol. 75v; vgl. Zeibig Aufzeichnungen 266. 18

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