Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

PERGER, Richard: Der Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 und seine Folgen

Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 deten teils Dignitäten innerhalb des Klosters, wie z. B. das Dechanten- und das Oberkellereramt, teils betreuten sie die dem Stift inkorporier­ten Pfarren: die Stiftspfarre und St. Martin in Klosterneuburg, Korneu- burg, Langenzersdorf, Höflein, Kierling, Heiligenstadt, Sievering und Kahlenbergerdorf. Das Hofrichter- oder Hofmeisteramt zur Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit und verschiedene Ressorts der Wirt­schafts- und Güterverwaltung wurden von Laien versehen. Eine zen­trale Buchhaltung gab es nicht, vielmehr rechneten jedes Amt und jede Pfarre gesondert ab; nur einmal jährlich hielten der Propst und sechs Chorherren eine Art Generalabrechnung10 11). Trotz guter wirtschaftli­cher Fundierung, die hauptsächlich in Gütern um Wien und nördlich der Donau bestand, war die finanzielle Lage des Stifts beim Tod des Propstes Jakob Päperl (11. August 1509)J1) angespannt. Das Verfahren zur Heiligsprechung des Markgrafen Leopold, Kunstwerke zur Verherr­lichung des neuen Landespatrons und Bauarbeiten hatten erhebliche Summen verschlungen12), es wuchsen auch die Beträge, mit denen sich das Stift an den Steuerleistungen der Stände für den Kaiser beteiligen mußte13). Päperls Nachfolger Georg Hausmannstetter (1509-1541) be­saß Energie und Begabung für wirtschaftliche Reformen. Die ersten Jahre seiner Regierung standen allerdings unter keinem guten Stern. Hausmannstetter widmete als Mitglied des niederösterreichischen Re­giments dem Stift zuwenig Zeit, im Konvent regte sich Widerstand, der 10) Eine ausführliche Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des Stiftes Kloster­neuburg hegt noch nicht vor. Einzelnes in der unter Anm. 8 zitierten Literatur, ferner bei: Gerhard Rill Die Pröpste des Stiftes Klosterneuburg von der Gründung bis zum Ende des 14. Jahrhunderts in Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg N. F. 1 (1961) 21-30; Floridus Rührig Das kunstgeschichtliche Material aus den Klosterneuburger Rechnungsbüchern des 15. Jahrhunderts in ebenda N.F. 6 (1966) 144-147. Zur jährlichen Generalabrech­nung s. Anm. 94. Biographisches über Mitglieder des Stiftes bei Maximilian Fischer - Aloys Schützenberger Syllabus canonicorum saecularium et regularium (1840): Stifts­archiv Klosterneuburg (= StiAKl.) Hs. 26/5; Siegfried Wintermayr Die Beziehungen des Stiftes Klosterneuburg zur Wiener Universität in St. Lepold - Festschrift des Augustiner- Chorherrenstiftes Klosterneuburg zum 800jährigen Gedenktag des Todes des Heiligen (Klosterneuburg 1936) 181-239. 11) Zum Tod des Propstes Jakob Päperl: StiAKl. Hs. 6 fol. 75v; vgl. Hartmann Zeibig Aufzeichnungen der Klostemeuburger Stifts-Dechants in der ersten Hälfte des XVI. Jahr­hunderts in Notizenblatt 1854 (Beilage zu Archiv für Kunde österreichischer Geschichts­quellen) 266.-StiAKl. Karton Briefe Hausmannstetter und anderer Pröpste Anonyme Chro­nik (ohne besondere Signatur) fol. 1. 12) Daten hierüber in der unter Anm.8 zitierten Literatur, ferner bei Karl Drexler Das Stift Klosterneuburg (Wien 1894). 13) StiAKl. 212 Historische Denkmale Faszikel 5 (gedruckte Steueranschläge 1510— 1518); vgl. Hartmann Zeibig Beiträge zur Geschichte der ständischen Verhältnisse in Österreich unter der Enns 1510-1540 in Notizenblatt 1855 (Beilage zu Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen) 297-303, 316-325. 17

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