Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

PERGER, Richard: Der Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 und seine Folgen

Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 Österreich unter der Enns, dem sein Vertrauensverhältnis zum Hof­kanzler Cyprian von Sernthein Rückhalt bot; auf Saurer, Georg von Rot­tal und dem Regimentskanzler Dr. Johann Schneidpöck ruhte die Hauptlast der Geschäfte2). Wegen des schroffen Verhaltens seiner Mit­glieder und wegen zahlreicher Eingriffe in herkömmliche Rechte und Interessen war das niederösterreichische Regiment weithin unbeliebt, am meisten in Wien, wo sich sein Amtssitz befand. Wien überragte alle übrigen Städte der habsburgischen Länder an Größe, Wirtschaftspoten­tial und kultureller Bedeutung, genoß weitgehende Autonomie in Ge­richtsbarkeit und Verwaltung und besaß im Rahmen der Städtekurie der Stände Österreichs unter der Enns ein Mitspracherecht in Landesange­legenheiten. Seine politische Haltung war seit jeher von der Wahrung seiner Handelsinteressen bestimmt: Bei deren Gefährdung fand die Loyalität gegenüber dem Landesfürsten ihre Grenzen, wie z. B. mehr­mals in den politischen Wirren des 15. Jahrhunderts. Schon Kaiser Friedrich III. hatte deshalb lieber in Wiener Neustadt oder Graz resi­diert, und Maximilian mied zumeist die aufsässige Stadt. Hier mußte das Auftreten der Regimentsmitglieder, die in der Hofburg amtierten und sich an des Kaisers Statt wußten, besonders provozierend wirken; weit mehr wurmten die gezielten Einschränkungen der städtischen Au­tonomie, wenn etwa die Bestätigung der jährlichen Ratswahlergebnisse öfters versagt oder zur Steuerung der Zusammensetzung des Rates be­nutzt wurde3). Auch in kirchlichen Kreisen gärte es. 1506 und 1510 predigten Geistli­che in Wien gegen Mönchstum und Ablaß4), 1513 ist von einem Mönch, „so die verganngen jar sovill pranndt gethan“, die Rede5). Die einzigen 2) Daten über diese Persönlichkeiten: Starzer Beiträge 129-137, 414—416; Holleg­ger Zentralverwaltung47, 74f., 99, 311-318; Wiesflecker MaximilianI. 5 237-240,265- 275. Die Korrespondenz zwischen Saurer und Sernthein teils im Haus-, Hof- und Staats­archiv (=HHStA) Wien Maximiliana 28, 29 und 30, teils im Tiroler Landesarchiv (=TLA) Innsbruck, Maximiliana XIII/256/VII, VIII, IX, X. 3) Vgl. Gravamina magistratus Viennensis contra regimen-. Österreichische Natio­nalbibliothek Wien Codex Vindobonensis Palatinus (=CVP) 8134 fol. 200-219; Auszüge daraus bei F. B. von Bucholtz Geschichte der Regierung Ferdinands des Ersten 1 (Wien 1831) 482^487; Teiledition bei Hellmut Kretschmer Studien zum Tagebuch des Martin Siebenbürger Staatsprüfungsarbeit am IÖG, (Wien 1977) 38-59. Zum Eingreifen des Re­giments in die Wiener Stadtverwaltung Richard Perger Martin Siebenbürgers Wiener Privilegienverzeichnis und die Vorgeschichte des Stadtrechtsprivilegs vom 20. November IS 17 in Jahrbuch des Vereines Jür Geschichte der Stadt Wien 38 (1982) 24-39. 4) Rudolf Kink Geschichte der kaiserlichen Universität zu Wien 1/1 (Wien 1854) 27- 29 nn. 21, 22, 24, 25; Ernst Tomek Kirchengeschichte Österreichs 2 (Innsbruck-Wien 1949) 132-136, 147-151. 5) TLA Maximiliana XIII/256/XI fol. 71v-72v: Saurer an Sernthein, 1513 September 20 Wien. Zitiert bei Wiesflecker Maximilian I. 5 267, 722, Anm.21. 15

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