Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 40. (1987)

LUNITZ, Martin: Diplomaten im 16. Jahrhundert. Zum Problem der Finanzierung ständiger Gesandtschaften am Beispiel der Botschafter Kaiser Karls V. in Frankreich und England

Diplomaten im 16. Jahrhundert 13 Beispiel Lalaing im September 1529 125 livres, van der Delft im November 1544 760 livres, Renard im Februar 1549 925 livres, Scheyfve im Jahre 1550 500 livres50). Als Granvelle am 24. Juli 1525 von den Niederlanden nach Spanien zum Kaiser reiste, erhielt er 200 livres, um sich ausstatten zu können51). Bei Antritt seiner Gesandtschaft in Frankreich machte ihm Margarete eine neue Robe zum Geschenk52). Die Differenz von 800 livres zwischen der Summe, die Philippe, Bastard de Lalaing, im Jahre 1529, und jener, die Simon Renard im Jahre 1549 als einmalige Zuwendung erhielt, ist mit Sicherheit nicht allein auf die stetige Preissteigerung während des 16. Jahrhunderts zurückzuführen. Lalaing war ein begüterter Adeliger53), Renard ein Jurist aus bürgerlicher Familie, der erst am Beginn seiner Karriere stand, dessen private Mittel im Vergleich zu Lalaing beschränkt waren54). Doch nicht nur die Gesandten bestritten die Einrichtung ihres Haushalts und dessen Überführung an den Einsatzort aus solchen Zuwendungen. Es gibt auch Beispiele für gleichartige Zahlungen an wichtige Beamte, die auf Befehl Karls Amt und Dienstort wechselten55). Während der Gesandtschaft waren Zahlungen in regelmäßigen Abständen vorgesehen, und zwar sollte der Botschafter alle sechs Monate die angesammel­ten Tagesgagen erhalten56). Diese Zahlung konnte der Receveur Général jedoch nicht ohne weiteres von sich aus leisten. Walther beschreibt das hierbei angewandte Verfahren: Für die Gesandtschaften (ambassades et gros voiaiges) ist ein besonderes mandement en finances nötig, das vom secretaire signant en finances erst ausgefertigt werden kann, wenn ihm ein von Karl signiertes Billet 50) ADN ß 2351 Micault 1529 fol. 410v-411r; ADN ß 2442 Stercke 1544 fol. 542v-543r; ADN B 2476 Boulogne 1549 fol. 240v; ADN B 2482 Boulogne 1550 Rubrik „Dons“. 51) ADN B 2328 Micault 1525 fol. 255v. 52) ADN B 2339 Mamix (Receveur Margaretes) 1527, grosses et menues parties, fol. 184r: 80 livres an einen Seidenhändler in Antwerpen für 20 Ellen schwarzen Velours aus Genua zur Anfertigung einer Robe als Geschenk Margaretes für Dr. Nicolas Perrenot, Botschafter des Kaisers in Frankreich. - Jonglet hatte vom Kaiser durch „lettres patentes“ (1525 Juli 2) ein Geschenk von 50 livres zur Anfertigung einer Satinrobe für seine Gesandtschaftsreise erhalten: ADN B 2328 Micault 1525 fol. 255r. 53) Vgl. M. Brassart Histoire et Généalogie des Comtes de Lalaing (Douai 21854) 80ff. 54) Nach Beendigung des Reichstags von Augsburg, im Jahre 1548, war Renard vom Kaiser als chevalier und Seigneur de Bermont in den Adelsstand erhoben worden: Tridon Simon Renard 119. 55) Gerard Mulart, conseiller de l’empereur et maitre des requétes ordinaire im Großen Rat von Mecheln, erhielt 400 livres, weil er seinen Haushalt in Mecheln auflösen mußte, um ihn nach Groningen zu verlegen, wo er das Amt des Statthalters ausüben sollte: ADN ß 2404 Stercke 1538 fol. 388v. 56) Jedenfalls geht dies aus einem Brief der Regentin Marie von Ungarn an Simon Renard, den kaiserlichen Botschafter in Frankreich, hervor: „Et quant ä ce qui touche votre traictement, nous avons fait pour ceste fois ä votre homme paiement de trois mois et tiendrons main que vous serez toujours paié au boult de la demye année selon qu’il a esté fait aux aultres ambassadeurs en votre charge“: AGR Conseil d’Etat et Audience - Lettres Missives 1672/2 fol. 105-107: Marie an Renard, 1551 Mai 16, Brüssel.

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