Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

FINK, Manfred: Das Archiv der Republik – ein Archiv der Zukunft? Massenschriftgutverwaltung im Österreichischen Staatsarchiv

Das Archiv der Republik 131 2 Reichsbahn 1938-1945 162 Kartons 3 österreichische Alpine-Montan­Gesellschaft (VOEST) 1870-1976 374 Kartons 4 Gendarmerie-Jubiläumsfond (Kamerad­schaftsbund dt. Polizeibeamter) 1925-1945 51 Kartons 5 Bundesministerium für Unterricht 1945-1965 4.378 Kartons 6 Bundeskanzleramt/Amt für Landes­verteidigung 1955 60 Kartons 7 Bundesminist, für Landesverteidigung, 1956-1965 2.563 Kartons Presse- und Informationsdienst (Zeitungsausschnittesammlung) 1956-1977 541 Kartons 8 Bundesministerium für Justiz 1945-1968 902 Kartons 9 Bundesamt für Eich- und Ver­messungswesen 211 Kartons 10 Bundesministerium für Inneres 1952-1967 498 Kartons Insgesamt 1920-1977 10.848 Kartons II Das, was man heute schlechthin als Phänomen „Massenschriftgut“ bezeichnet und die Archiwerwaltungen sämtlicher (auch „sich entwickelnder“ Länder) vor zum Teil unlösbare Probleme stellt, ist das logische Ergebnis einer Fülle von gesellschaftlichen, technischen, kulturellen und nicht zuletzt politischen Geschehnissen und Wandlungen in einer Epoche, „die einem steten Struktur­wandel unterliegt, der alle Bereiche unseres Daseins erfaßt hat“9). Und in diesem Zusammenhang ist es vor allem die öffentliche Verwaltung, die durch ständige Zunahme von Aufgaben „immer neue Lebenskreise erfaßt“ und „in immer neue Bereiche eindringt, die ihr bisher fremd waren“10). Folge dieser zunehmenden Vielfalt staatlicher Verwaltung war eine Vervielfachung von Dienststellen und damit auch des Informationsanfalles und der Aktenproduk­tion. Es würde jedoch der Komplexität der Problematik nicht gerecht werden, diese Befundaufnahme, diese scheinbare Verknüpfung von Ursache und Wirkung unwidersprochen zu lassen. Vielmehr richtig ist, daß die Elargierung der Verwaltung in weite Daseinsbereiche der „ursächlichste“ Verursacher von Massenschriftgut ist. Diese Entwicklung war sozusagen erst der Auslöser, um einen Mechanismus in Gang zu setzen, der sich ungefähr so darstellt: 1. Auslöser ist das „an sich“ explosionsartige Anschwellen der Informatio­nen in Akten durch Anwachsen staatlicher Verantwortlichkeiten. 2. Abbild als Ergebnis dieser Verknüpfung ist der Sozial- oder Wohlfahrts­staat mit all seinen integrativen und bürokratischen Funktionen. 3. Reaktion a) die sich in die Richtung bewegt, daß sich die Bürger daran gewöhnt haben, 9) Rudolf Neck Archiv und Verwaltunqsreform in Scrinium 5 (1971) 43. 10) Ebenda.

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