Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

FINK, Manfred: Das Archiv der Republik – ein Archiv der Zukunft? Massenschriftgutverwaltung im Österreichischen Staatsarchiv

132 Manfred Fink „vom Staat immer mehr zu fordern, sei es im Bereich des Schutzes der Persönlichkeit oder Umwelt, der Kultur oder Wirtschaft“ “), oder die b) im Unbehagen dieser staatlichen Vereinnahmung mehr Schutz fordert12). Im ersten Fall wird es zu einer weiteren Spezialisierung und Differenzierung des staatlichen Leistungsspektrums, im zweiten überhaupt zur Schaffung neuer mit Aufgaben im Sinne der Selbstkontrolle befaßten Institutionen kom­men. Beide gemeinsam hingegen werden aber wieder Verursacher von Schrift­gut sein, wobei die Reaktionen wieder Auslöser der nächsten Stufe werden. Wollte man diese Entwicklungen und Verknüpfungen mit logischen Elementen darstellen, müßte man die sachliche Ursache von Massenschriftgut als eine Ebene, die Reaktionen und Selbstreflexionen darauf als eine Metaebene be­zeichnen. Diese Metaebene wird aber wiederum fließend zur Ausgangsebene. Die Fülle von Selbstreferenzen zeigt wiederholt und deutlich, daß wir mit unseren Beschreibungsversuchen, wenn auch nicht exakt am gleichen Aus­gangspunkt, So doch wiederum auf dessen gleicher Höhe angelangt sind. Die Dynamik von Massenschriftgut entwickelt sich daher auch im qualitativen Sinne durch die Dynamik von Ursache, Wirkung und Reaktion. Da helfen auch Aufrufe von Politikern und der Wille zur Verwaltungsrationali­sierung doch bescheiden wenig. Denn der Wille „zur Planung und Koordinie­rung der Verwaltungsaufgaben ist Quelle vielfältiger Richtlinien, Mitteilun­gen, Rundschreiben usw.“13), also Erscheinungen, die letztlich auch nicht gerade zu einer Entlastung der Schriftlichkeit führen. Diese hohe Dichte von Schriftlichkeit, also die Existenz des Massenschriftgu­tes, ist nun einmal Tatsache. Die darin enthaltene Information hat eine Struk­tur, die die jeweiligen Gesellschaftsordnungen bis zu einem hohen Grade widerspiegeltw). III „Die Staatsverwaltung soll sich den sich ständig verändernden Bedingungen anpassen und sich strukturell den Erfordernissen des modernen Industriestaates angleichen. Als Mittel dazu dienen vor allem organisatorische Maßnahmen, die Anwendung moderner Führungs- und Plantechniken, eine Verbesserung der Kosten-Nutzen-Relation in der Staatsverwaltung und die Einführung moderner Informationstechniken im Dienste des Managements“15). Wie haben sich nun die Archive diesen veränderten gesellschaftlichen Bedin­gungen angepaßt? Wie sind sie mit den Aufgaben und den bislang bewährten u) Oscar Gauye Die Herausforderung der Archive - wachsende Aufgaben bei be­grenzten Mitteln. Hauptvortrag der Ersten Plenarsitzung am X. Internationalen Archiv­kongreß (Bonn 1984) 7. 12) Ebenda. 13) Ebenda 19. u) Vgl. Fjodor Michailowitsch Waganow Die wachsende gesellschaftliche Bedeu­tung der staatlichen Archive unter den gegenwärtigen Bedingungen. Zusatzbeitrag der Ersten Plenarsitzung am X. Internationalen Archivkongreß (Bonn 1984) 4. 15) Neck Archiv und Verwaltungsreform 45.

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