Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)
AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)
Rezensionen 507 dert bedeutsamer städtischer Siedlungen an der Lusnice (Lainsitz), nahe ihrer Mündung in die Moldau, gemacht wurden. Es handelt sich um eine Gründungsstadt aus der Spätzeit König Przemysl Ottokars II., die nach wenigen Jahren der Zerstörung anheimfiel (Hradiste), für die zeitgleiche schriftliche Quellen fehlen, und um eine etwas ältere Witigonengründung; auf dem Boden von Hradiste entstand ab 1420 das Hussitenzentrum Tabor. Die Auswertung der Funde - die leider bildlich und kartographisch nur unzulänglich dokumentiert sind — gewährt wertvolle Aufschlüsse über die Lebensweise der mittelalterlichen Bewohner. — Gilbert Coutaz’ Beitrag Die Reichsarchivalien in Turin und die Beziehungen des Hauses Savoyen zu Heinrich VII. (1310-1313) (S. 241-267) geht den Wegen nach, auf denen Teile des Schriftgutes der Reichskanzlei nach des Kaisers Tod in das savoyische Archiv gelangten, und betont die Mitwirkung von Mitgliedern des Hauses Savoyen für das Gelingen seines Romzugs. Im Anhang I sind die in Frage kommenden Teile des 1441/45 von dem herzoglichen Archivar Henri de Clairvaux angelegten Inventars, im Anhang II die Rechnung des Romzuges Graf Amadeus’ V. im Jahre 1312 abgedruckt. - Anna Sucheni-Grabowska untersucht die außen- und innenpolitische Lage in Polen zur Zeit des Regierungsantritts des Jagellonenkönigs Sigismund II. August und ihre Auswirkung auf die Bestimmungen eines Vertragsabschlusses mit den Habsburgern (Zur Entstehungsgeschichte des Vertrages von 1549 zwischen Ferdinand I. und Sigismund II. August von Polen, S. 23—51); besonders hervorzuheben ist die Heranziehung der Quellen in polnischen Archiven und der einschlägigen Literatur in polnischer Sprache. Zwei Richtigstellungen: „die Gefährdung des Lebens im Herzogtum Preußen durch den Deutschen Orden“ (S. 24) ist zu korrigieren in „Lehen“, die Bezeichnung „Kaiserreich“ (S. 26) für das „Heilige römische Reich“ ist durchaus unüblich. - Der zweite Teil der Abhandlung von Margit Altfahrt Die politische Propaganda für Maximilian II. (S. 53-92) umfaßt die Kapitel IV, Herrscherrepräsentation in der Kunst (bildende Kunst, Musik, Wissenschaft, Architektur, Münzen und Medaillen) und V, Schlußbemerkung (die Dominante bildet die Mobilisierung gegen die Türkenbedrohung). Ein Verweis darauf, wo der erste Teil erschienen ist, wäre zweckmäßig gewesen (MIÖG 88 [1980] 312 ff). - In einem Teilabdruck der Staatsprüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung von Peter G. Tropper aus dem Jahre 1980 - Abt Magnus Klein von Göttweig und seine „Privaturkundenlehre“. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts (S. 269-286) — befaßt sich dieser mit dem, „Apparatus“ genannten, Codex rot 675 der Göttweiger Stiftsbibliothek, in dem in Nachfolge von Abt Gottfried Bessels Chonicon Gottwicense eine frühe Beschäftigung mit der genannten Teildisziplin der Diplomatik vorliegt. - Unter dem Titel Emst von Pleners Weg in die Politik (S. 287-334) legt Brigitte Bruschek-Klein jenen Teil ihrer 1980 approbierten Dissertation im Druck vor, der sich mit Kindheit und Studien, mit den ersten Berufserfahrungen als Diplomat in Paris und London und der ersten Konfrontation mit innen- und außenpolitischen Zeitproblemen (zwischen 1866 und 1870) des bedeutenden deutsch-liberalen Parlamentariers, späteren Ministers der Monarchie beschäftigt. Sie kann erweisen, daß viele Komponenten seiner dabei gezeigten Haltung und Einstellung in diese Frühzeit zurückreichen. Ein Setzfehler: „Dazwischenkunst“ (S. 314, statt -kunft). Den umfangmäßig größten Teil der beiden Halbbände nehmen die Literaturberichte ein, gegliedert in Rezensionen (S. 107—203,