Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

Rezensionen 485 weit gegangen ist (Übersetzung von Hausnamen und innerstädtischen Partei­ungen auf S. 228). — Dem abschließenden Beitrag des Wiener Ordinarius Herbert Knittler (La cittä austriaca nel Basso Medioevo: costituzione e struttura sociale, con particolare riguardo alia problematica „nobiltä cittadina e borghesia“, S. 255-289) über die österreichische Stadtentwicklung im Spät­mittelalter ist eine handbuchartige, klare Gliederung zugrundegelegt; er wid­met der Wiener Entwicklung breiteren Raum. Ferdinand Opll (Wien) Herrscherweihe und Königskrönung im frühneuzeitlichen Europa. Hg. von Heinz Duch- hardt (Schriften der Mainzer philosophischen Fakultätsgesellschaft 8). Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1983. 126 S. Zum 60. Geburtstag von Hermann Weber veranstaltete Heinz Duchhardt am 18. und 19. Februar 1982 in Mainz ein internationales und interdisziplinäres Kolloquium zum Thema „Herrscherweihe und Königskrönung im frühneuzeit­lichen Europa“, dessen Referate nun - vermehrt um den Aufsatz von René Pillorget (Amiens) - gedruckt vorliegen. Man wollte die politische, verfassungsrechtliche und ideologische Entwicklung des frühmodemen Staates besser und schärfer erfassen, innerhalb der europäi­schen Monarchien die Typologie von Weihe und Krönung des Herrschers diskutieren und neu überdenken. Deshalb sollte das Spannungsfeld von „Tra­dition und Veränderung“, von „Modernisierung und retardierenden Momenten im Europa des Ancien Régime“ untersucht, sollten Strukturveränderungen, herrscherliches Selbstverständnis, die Selbstdarstellung von Macht und Amt, krisenhafte Veränderungen, qualitative Wandlungen von Zeremonien, der An­teil der Stände an der Herrschaftslegitimierung und Herrschaftsbegründung vor dem Hintergrund zunehmender Säkularisierung, neuer Staatstheorien und sich verändernder Mentalitäten analysiert werden. Die vorliegenden sieben (bzw. acht) Beiträge machen damit einen Anfang, sie stellen das Thema im europäischen Rahmen des 16., 17. und 18. Jahrhunderts zur Diskussion. Winfried Dotzauer erkennt in der „frühneuzeitlichen deutschen Thronerhe­bung mit ihren Elementen von Wahl und Krönung im Spannungsfeld von Säkularisation und Reformation“ eine „staatsrechtliche Entgewichtung“ und einen „im Kompromiß (mit den Protestanten) sich vollziehenden Verflachungs­prozeß“ (Die Entstehung der frühneuzeitlichen deutschen Thronerhebung: Säkularisation und Reformation, S. 1—20, zit. S. 18). Am Streit um das Krö­nungsvorrecht, der zwischen den Erzbischöfen von Köln und Mainz vor der Krönung Ferdinands IV. zum Römischen König 1653 ausgebrochen war, disku­tiert Wolfgang Sellert die rechtshistorische Bedeutung der Krönung im 17. Jahrhundert. Der staatlich-kirchliche Akt „sui generis“ wurde seit der Reformation säkularisiert betrachtet. „Die Krönung war vielmehr wegen ihrer Symbolkraft, ihrer Publizität und Autorität vermittelnden Wirkung ein bedeu­tender verfassungspolitischer Staatsakt. Sie gab Kaiser und Reich Gelegenheit zur öffentlichen Selbstdarstellung und dem Volk die Möglichkeit zur Identifi­kation. Sie war eine ,nationale Demonstration’.“ (Zur rechtshistorischen Be­deutung der Krönung und des Streites um das Krönungsrecht zwischen Mainz und Köln, S. 21-32, zit. S. 31.).

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