Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)
AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)
448 Literaturberichte licherweise als Affront empfanden, einer diplomatischen Repräsentanz nicht für wert befunden zu werden. Dennoch entwickelte sich der hanseatische Mexikohandel außerordentlich zufriedenstellend. Immerhin stand Mexiko nach den USA und Brasilien an der dritten Stelle des deutschen Überseehandels (der fast ausschließlich über die Hansestädte lief). Bis zu 20% aller mexikanischen Importe wurden über die Hansehäfen abgewickelt, und auch in Mexiko selbst lag ein beträchtlicher Teil des Großhandels (einem Bericht aus 1856 zufolge nicht weniger als zwei Drittel!) in den Händen deutscher Kaufleute. Dabei wurden aus Deutschland vor allem Stoffe importiert. Mexikos Handelsstruktur paßt übrigens schlecht in das traditionelle Bild des (post-) kolonialen Handels, da es weder Rohstoffe noch eigene Erzeugnisse in nennenswertem Umfang exportieren konnte. Einziges wertvolles Exportgut waren Edelmetalle, während die Staatsfinanzen vorwiegend aus den (oft sehr hohen) Einfuhrzöllen bestritten wurde. Aus dieser besonderen Situation erklären sich auch mehrere Besonderheiten der mexikanischen Geschichte im 19. Jahrhundert. Neben diesen hier angeführten stellten sich den Hansestädten freilich auch andere Probleme. Das begann damit, daß die mexikanische Unabhängigkeit zunächst weder von Spanien noch von der Heiligen Allianz anerkannt wurde. Verhandlungen der Hanseaten mit Mexiko erweckten daher sofort das Mißtrauen Kontinentaleuropas, während andererseits die mexikanischen Unterhändler verständlicherweise auf der Anerkennung der Unabhängigkeit als Vorbedingung bestanden. Mit Brasilien hatte man es da schon leichter! Ironischerweise kam es nach 1836 zu ähnlichen Problemen, als die Mexikaner gegen die Anerkennung der Republik Texas als Handelspartner der Hansestädte protestierten... Von dem eigentlichen Thema abgesehen, sind gerade für den österreichischen Leser natürlich die Jahre 1864-1867 von besonderem Interesse, wird hier doch das Segundo Imperio aus neuer Sicht geschildert. Nach der Abreise Baron Lagos fungierte der hanseatische Generalkonsul August C. Doormann als Verwalter der österreichischen Gesandtschaft. Neben dem Schutz der österreichischen Staatsbürger übernahm Doormann auch eine wichtige Rolle bei der Organisation des Rücktransportes der österreichischen Freiwilligen. Zu Recht konstatiert B., daß Doormann 1867 nicht nur hanseatische, sondern gesamteuropäische Interessen wahrnahm (S. 104). Von dem hohen Ansehen, das sich die Vertreter der Hansestädte erwerben konnten, profitierten nach 1867 der Norddeutsche Bund und schließlich das Wilhelminische Deutschland. Dies geht aber über die Grenzen des vorliegenden Buches hinaus, zumal nach 1867 Mexiko aus einem gesteigerten Selbstbewußtsein heraus anders agieren konnte als zuvor und bemüht war, frühere Fehler zu vermeiden: Zu oft hatten sich scheinbar günstige Vertragsbestimmungen über Reziprozität und Gleichberechtigung in der Praxis als einseitige Begünstigung der europäischen Handelspartner erwiesen. Erwin A. Schmidl (Wien) Rudolf Zewell Die österreichische Revolution von 1848/49 im Urteil der Rheinländer (Dissertationen der Universität Wien 157). Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, Wien 1983. 292 S., 2 Abb. Der Titel der vorliegenden Arbeit könnte zweierlei Bedenken laut werden