Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

436 Literaturberichte gerechten Erfassung liegenden Probleme zu simplifizieren, nicht erliegt (vgl. etwa die Ausführungen über „Stand“ und „Standeserhöhung“ 1 S. 41 ff, 2 S. 115 ff). Er weist vielmehr ausdrücklich auf Ungenauigkeiten der Datenerhe­bung hin, spricht gelegentlich auch von Rätseln. Bei der Interpretation der Meßwerte ist er vorsichtig. Die Hypothesen, die er entwickelt, verwandeln sich nicht unter der Hand zu Fakten. Ob alle von ihnen die Probe bestehen, wird sich zeigen, wenn weitere monographische Untersuchungen, die der Vf. selbst für nötig hält, durchgeführt sind. Es gibt kaum Corrigenda (2 S. 62: die Universitätsmatrikeln, welche für die - fehlende - Untersuchung des Studienganges der Domherren heranzuziehen gewesen wären, sind so gut wie vollständig publiziert: Köln, Freiburg i. Br., Wien, Löwen, Ingolstadt, Dillingen, Salzburg, Würzburg, Bamberg, Fulda; die Matrikeln der alten Universitäten Mainz und Trier sind verloren. 2 S. 169: Philipp Voit v. Rieneck war nicht Bischof von Würzburg, sondern von Bam­berg). H. hat kein abschließendes, aber ein grundlegendes Werk vorgelegt. Alfred Wendehorst (Erlangen) Béla Köpeczi Staatsräson und christliche Solidarität. Die ungarischen Aufstände und Europa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Akadémiai kiadó, Budapest - Her­mann Böhlaus Nachf., Wien-Köln-Graz 1983. 423 S., 49 Abb. Sieben Jahre nach Erscheinen der ungarischen Erstausgabe („Magyarország a kereszténység ellensége.“ A Thököly-felkelés az európai közvéleményben [„Un­garn, der Feind des Christentums.“ Der Thököly-Aufstand in der öffentlichen Meinung Europas] [Budapest 1976]) hat der Verlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Böhlau-Verlag das ausge­zeichnete Buch des nunmehrigen Unterrichtsministers der Volksrepublik Un­garn einem breiteren internationalen Publikum in deutscher Sprache zugäng­lich gemacht. Diese Kooperation zwischen Österreich und Ungarn hat sich in den letzten Jahren verdichtet und ist zu begrüßen. Die grenz- und sprachbarrierenüber­schreitende wissenschaftliche Kommunikation hat damit ein unschätzbares zusätzliches Instrumentarium erhalten. Durch die Übersetzungen von hervor­ragenden und für die Historie der Donaumonarchie wie auch ganz Europas wichtigen Werken wachsen die österreichischen Verlage in eine Mittlerfunk­tion hinein. Sie bieten den benachbarten Ländern im Osten und Südosten die Chance, in das Schaufenster einer größeren Öffentlichkeit gestellt zu werden. Gleichzeitig eröffnen sie einem der ost- und südosteuropäischen Sprachen unkundigen, interessierten, kompetenten Leserkreis die Möglichkeit, grundle­gende Publikationen führender Wissenschaftler aus der Nachbarregion inten­siver zur Kenntnis zu nehmen. Die ungarische Erstausgabe wurde vom Rezensenten bereits in den MÖStA 32 (1979) 406-408 besprochen. Daher kann er sich jetzt auf einige knappe Bemer­kungen beschränken. Im Mittelpunkt der Darstellung steht Imre Thököly und seine Kurutzenbewe- gung, sein Kampf gegen Habsburg, seine ultima ratio, Anlehnung an das muslimische Osmanenreich gegen die christliche Habsburgermonarchie zu

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