Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

426 Literaturberichte Wiener Universität“ wurde wegen „prinzipieller Meinungsdifferenzen“ sogar abgebrochen, — die differierenden Ansichten wurden in getrennten schriftli­chen Bemerkungen und Gegenbemerkungen dem Kaiser vorgetragen. Der Plan — aus der Studienreform konsequent folgend — einer Umstrukturierung der Universität mit Korporationscharakter in eine Ordinarienuniversität mit Ent­machtung der Doktorenkollegien stieß auf heftigen Widerspruch von seiten des Innenministers (der in den Doktoren gerade das liberale Element sah) und des Justizministers, während der scheidende Finanzminister Baumgartner - selbst Professor - dies begrüßte. Dieses Konzept kam in der Universitätsära Thun- Hohenstein auch nicht voll zum Zuge. Hans-Dieter Sailer (Würzburg) Deutsche Verwaltungsgeschichte. Band 1: Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Rei­ches. Hg. von Kurt G. A. Jeserich, Hans Pohl, Georg-Christoph von Unruh. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1983. XXIV, 941 S. Das Handbuch der deutschen Verwaltungsgeschichte, dessen 1. Band nun vorliegt, ist als Sammelwerk von Staats- und Verwaltungsrechtlem, Histori­kern, Nationalökonomen und Praktikern konzipiert. Auf insgesamt sechs Bän­de angelegt: vom Spätmittelalter bis zum Ende des Reiches (1), vom Reichsde­putationshauptschluß bis zur Auflösung des Deutschen Bundes (2), das Deut­sche Reich bis zum Ende der Monarchie (3), das Reich als Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus (4), die Bundesrepublik Deutschland (5) und durch einen eigenen Registerband (6) erschlossen, soll es die Geschichte der öffentlichen Verwaltung vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart in ihren vielfältigen politischen, verfassungs-, sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Verflechtungen darlegen und die Entwicklung auf Zentral-, Territorial- und Lokalebene aufzeigen. Die einleitenden Ausführungen der Herausgeber über die Grundzüge, Aufbau und Zielsetzung der Verwaltungsgeschichte (S. 3-20) informieren detailliert über das anspruchsvolle Unternehmen und seine Pro­bleme. Der vorliegende 1. Band besteht aus fünf Kapiteln sehr unterschiedlichen Umfangs. Im 1. Kapitel Organisation und Funktion von Verwaltung im ausge­henden Mittelalter (ca. 1350-1500) (S. 21-213) analysiert Peter Moraw die Verwaltung des Königtums und des Reiches unter Einbeziehung der Kurfür­sten, des Hoftages und des Reichstages bis zur Reichsreform und deren verwal­tungsgeschichtlichem Ergebnis (S. 21-65); Dietmar Willoweit behandelt die Entwicklung der Verwaltung der spätmittelalterlichen Landesherrschaft (S. 66-143) mit ausgezeichneten Überblicken über die territoriale Herrschafts­bildung, das landesherrliche Ämterwesen, die Entstehung und typische For­men territorialer Verwaltungsorganisation im 14. und 15. Jahrhundert (vgl. dazu übrigens nun auch die einschlägigen Referate des Münchener Diplomati­kerkongresses von 1983: Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter [Mün­chener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 35/1 1984]); Wolfgang Reinhard widmet sich der Verwaltung der Kirche (S. 143-176) von der päpstlichen Kurie bis zur Ebene der Pfarrei; Georg Droege charakteri­siert die Stellung der Städte, die Bedeutung des hündischen Elements, die gemeindliche Selbstverwaltung und Grundherrschaft (S. 177-213).

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