Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

WOHLGEMUTH, Edith: Theodor von Sosnosky und sein Nachlaß

124 Edith Wohlgemuth Der Name Torresani wurde schon am Beginn dieser Untersuchung erwähnt. Sosnoskys Empfindungen für den so anders gearteten Freund blieben lebendig, als dieser schon längst verstorben war, und fanden in zahlreichen Gedenkarti­keln, sowie im bis 1935 hartnäckig verfolgten Versuch, eine moderne Gesamt­ausgabe seiner Bücher herauszubringen, ihren Niederschlag57). Ein anderer Gegenstand ähnlicher Fürsorge war der Dichter Wilhelm Jensen58). Auch Georg Freiherr von Ompteda schenkte er seine besondere Aufmerksamkeit, wofür eine Reihe von Briefen Zeugnis gibt59). Seine menschlichen Kontakte sind durch solche Beispiele gewiß nicht erschöp­fend dargestellt. Doch fehlen da die Quellen. Bibliotheken, Archive, das Kaf­feehaus scheinen für ihn Orte der Begegnung etwa mit Kollegen und Gesin­nungsgenossen gewesen zu sein. Doch drängt sich die Vermutung auf, daß er im Grunde immer einsam war. Nach dem Tod der Mutter 190460), einer geborenen Binder von Biedersfeld61), mit der er einen guten Teil des Jahres in Kremsmün­ster verbracht hatte, blieb er allein und unvermählt. Vielleicht war er auch ein Leben lang zu sehr auf seine Unabhängigkeit bedacht gewesen, um innigere als der Freundschaft Bande zu knüpfen, und erst in seiner letzten Zeit ist von einer Anna die Rede, die sein „Alter ego“ geworden war und die Sosnosky, seine Uhr schon beinahe abgelaufen fühlend, nur mit „namenlosem Weh“ in dieser Welt zurückzulassen fürchtete62). Durch Torresani erfährt man auch von einem Freund, Dr. Alexander Ritter von Weismayr, Leiter der Lungenheilstätten in Alland und Arco, später Privat- Dozent und Primararzt am k. k. Kaiserin Elisabeth-Spital in Wien. Beide starben 190763). Der Gedankenaustausch mit Oberst Brosch (t 1914) und Sir Prothero (t 1922) muß für Sosnosky zweifellos eine ihn stark berührende Erfahrung dargestellt haben, ganz besonders, da er sich mit ersterem in der großen Verehrung Franz Ferdinands eins wußte. Die sonst noch in seinem getroffene Zusammenstellung - MS XV - umfaßt unter anderem eine Art kurzer Vorstellung nicht in Buchform herausgekommener Werke mit Angaben über eventuell erschienene Vordrucke oder Aufführungen in der Ravag, sowie über ihren Umfang: Aufruhr in Almwang (Roman) — Mucki (Roman) - Knabenherzen (2 Erzählungen) - Sein oder Nichtsein (5 Erzählungen) - Komödien (10 kurze Erzählungen) - Erlebte Geschichte - Es war einmal (aus den Erinnerungen eines alten Österreichers bzw. Wieners) - Anno dazumal. 57) MS VIII. 5S) NIS XIII. Jensen (1837—1911) verfaßte historische Romane und Erzählungen mit guten Natur- und Stimmungsbildern, die z. T. in seiner holsteinischen Heimat spielen, besonders Nordlicht, Aus den Tagen der Hansa. 59) 1863-1931, schrieb unter dem Einfluß des französischen Naturalismus Romane und Novellen, vor allem Deutscher Adel. Briefe in NIS XV. 60) Das Todesjahr 1904 ist dem Brief Torresanis vom 21. Dezember 1904 entnommen in KA Nachlaß-Sammlung B/l. 61) Vgl. Anm. 7; Geburtstagsartikel im Österreicher 1936 Jänner 17. 62) Tagebucheintragung vom 1. Jänner 1942 (siehe Anm. 49). 63) Wohlgemuth Aus Briefen Torresanis 468 f.

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