Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

BENNA, Anna Hedwig: Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

1 RUDOLF NECK ZUM 65. GEBURTSTAG Zwischen dem 4. Juli 1921 und dem 4. Juli 1986 liegen 65 Jahre im Leben des Archivars und Historikers Rudolf Neck, der seit 1979 als Generaldirektor das österreichische Staatsarchiv leitet. Aus einer alten Wiener Familie stammend, wurde Neck in das Wien der Zwischenkriegszeit hineingeboren. Kindheit und Jugend fielen in eine Zeit großer politischer, sozialer und wirtschaftlicher Spannungen, die den Bestand der jungen Republik Österreich schwer erschütterten. Das Interesse des Heran­wachsenden an Geschichte und Politik erwachte früh und wurde für die Wahl seiner Studienrichtung bestimmend. Nach der Matura im Frühjahr 1939 am Realgymnasium Diefenbachgasse, wo Alexander Nowotny sein Geschichtsprofessor war, und der darauffolgenden freiwillig-unfreiwilligen Ableistung des Reichsarbeitsdienstes, die dem Ge­burtsjahrgang 1921 als Bedingung für die Immatrikulation an Hochschulen und Universitäten auferlegt wurde, begann Neck im Oktober 1939 das Studium der Geschichte, der Germanistik und Romanistik an der Universität Wien. Wie viele andere wurde er im Februar 1941 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und erlebte als Artillerist die Härte und Unerbittlichkeit des Zweiten Welt­krieges in den Weiten Rußlands, die ihn aber trotzdem faszinierten. Nach Jahren erinnerten ihn noch im Körper wandernde Granatsplitter an eine Verwundung. Als Mitglied einer österreichischen Delegation lernte er mehr als ein Jahrzehnt nach Kriegsende einen ehemaligen Gegner, der seine Einheit auf dem Rückzug verfolgt und dessen Funksprüche er abgehört hatte, in der Person des Generals Belov, nunmehr Chef der Archivverwaltung der UdSSR, kennen. Die Entlassung aus der englischen Kriegsgefangenschaft im März 1946 führte Neck wieder an die Universität Wien zurück. Er konnte sein Studium fortset­zen, den 44. Kurs des Instituts für österreichische Geschichtsforschung in den Jahren 1946-48 absolvieren und mit der Staatsprüfung (1948) abschließen; im gleichen Jahr wurde er mit einer Dissertation über die Türkenpolitik Kardinal Khlesls zum Dr. phil. promoviert. Das Studium der Geschichte, die Spezialausbildung am Institut für öster­reichische Geschichtsforschung, die zum Dienst in Archiven befähigte, das Studium der Orientalistik bei Herbert Duda, dessen Vorlesungen und Übungen über türkische Sprache, Literatur und Geschichte er in seinen letzten Studien­jahren besuchte, stellten die Weichen für die wissenschaftlichen Arbeiten Necks. Überblickt man die stattliche Reihe seiner Veröffentlichungen1), so fallen als Schwerpunkte seiner Forschungen die Themen: Österreich und der Osten (Osmanen, Rußland); österreichische Geschichte im 19. und 20. Jahr­hundert; österreichische Arbeiterbewegung; Österreichische Zeitgeschichte; Archivistik auf. Ihnen hat er selbständige Arbeiten und zahlreiche Artikel gewidmet. Unzweifelhaft hat die Verbindung von Archivar und Historiker ') Vgl. Werkverzeichnis Rudolf Neck. Zusammenstellung von Isabella Ackerl in Politik und Gesellschaft im alten und neuen Österreich. Festschrift für Rudolf Neck zum 60. Geburtstag 2 (Wien 1981) 377-382. Mitteilungen, Band 39 1

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