Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

TEPPERBERG, Christoph: Mannschaftsmenage. Über das Essen und Trinken in den Kasernen der k. u. k. Armee

108 Christoph Tepperberg tränke und sonstiger GenußmitteV1). Die Anleitung verfolgte den Zweck, „dem Soldaten... nicht nur eine ausgiebige und nahrhafte Mittagskost, sondern auch eine Frühsuppe und ausnahmsweise an militärischen, nationalen oder kirch­lich gebotenen Feiertagen selbst einen Fest-Braten zu verabreichen“. Dieses Ziel sollte durch folgende Mittel erreicht werden: 1. Imperative Einrichtung von Menagewirtschaften in großem Stile, 2. rationelle Kultur der bestehenden Truppengärten, Stabilität der Gärtner und Zuweisung des Hilfspersonals, 3. Einrichtung der Küchen für die Unterabteilungen, 4. Ausbildung und Stabili­tät der Köche, und 5. Wahl der Menageartikel mit Rücksicht auf den Normal­küchenzettel und auf die nationalen Gewohnheiten der Mannschaft72 73). Über die Menagewirtschaft wurde bereits gesprochen, ebenso über die Kompaniekü­chen und das dazugehörige Personal. Bezüglich der Gemüsegärten sollten die in den Garnisonsorten bestehenden ärarischen Bodenflächen, soweit sie zum Gemüsebau geeignet waren und nicht anderen wichtigen Zwecken dienten, den Truppen von den Territorialkom­manden zur Bebauung und Nutznießung zugewiesen werden. Für den Anbau kamen in erster Linie das übliche Suppengemüse in Betracht (Petersilie, Porree, Sellerie, gelbe Rüben), dann Kartoffeln, Kopf- und Kohlkraut, Kohlrü­ben, weiße Rüben, Häuptelsalat, Knoblauch und Zwiebel. Als Gärtner bzw. Hilfspersonal sollten möglichst Berufsgärtner, Bauern oder Winzer verwendet werden. Diese waren während der Anbau-, Pflege- und Erntezeiten so weit wie möglich von anderen Diensten zu befreien. Der Ertrag der Gemüsegärten kam den Menagewirtschaften zugute, die jedoch die Auslagen für Samen, Pflanzen, Dünger und die Gärtnereirequisiten zu tragen hatten74). VI Den Hauptbestandteil der Mannschaftskost bildete bekanntlich wegen seines Nährwertes das Rindfleisch. Hier forderte das Normalkochbuch die Verabrei­chung von mindestens der normierten täglichen Friedensportion von 190 72) KA KM Ad Abt. 12, 3052 ex 1880. Etwas früher schon war ein Kochbuch für Offiziersmenagen erschienen. Dieses hatte jedoch zum Unterschied zum Normalkoch­buch keinen normierenden Charakter, sondern war eine Kochanleitung im allgemeinen Sinne: Die Soldaten-Küche. Kurzgefaßte Anleitung zum Kochen für Offiziers- und Cadetten-Menagen. Kochregeln für jedermann, der, auch ohne geschulter Koch zu sein, mit geringen Kosten gesunde, kräftige und schmackhafte Speisen bereiten will. Nebst einem Anhänge mit praktischen Speisezetteln verfaßt von einer Offiziersfrau (Wien 21867). Natürlich war der Offiziers-Speisezettel feiner als die Mannschaftsmenage und enthielt unter anderem Lungenbraten, Wildgerichte und dergleichen; er war aber keines­wegs luxuriös. Den Mannschaftsmenagen ähnlich, aber stets mit drei Mahlzeiten pro Tag, war die Kost an den Unteroffiziersschulen: vgl. z. B. Reglement für die k. k. Schul- Companien (1852) Beilage 11. Den Zöglingen an den Offiziersschulen wurde zweimal täglich Fleisch und das halbweiße Brot gereicht: vgl. Friedrich Gatti Geschichte der k. k. Ingenieur- und k. u. k. Genie-Akademie 1717-1869 1 (Wien 1901) 940 u. 583 und 2 (Wien 1905) 441, 551 u. 583. 73) Normalkochbuch 1 ff. 74) Ebenda 5.

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