Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)
SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg
K. u. k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika 261 Schwarzen vorgezogen werden“, bestehe „eine stetige Nachfrage“16ä). Besonders schwer hatten es natürlich jene ausländischen Einwanderer, die allzu optimistische Berichte britischer Zeitungen für bare Münze nahmen und hofften, sich im südlichen Afrika leicht eine neue Existenz auf bauen zu können: „Der ,bloody foreigner' muss es nun fühlen, wer der Herr im Lande ist. Es soll ihm auf alle mögliche Art das Leben sauer gemacht werden, er soll hier nichts verdienen, er soll gezwungen werden, wieder abzuziehen. Natürlich macht sich dies auf die fremden Minenmagnaten nicht fühlbar, aber auf dem fremden Handelsmann und Arbeiter liegt es drückend. Die Permitbeschränkung wegen Zulassung der Fremden nach dem Transvaal ist für die davon betroffenen geradezu schrecklich. Durch die lügenhaften Berichte der englischen Blätter über die nunmehrige Prosperität des Landes sind hunderte und hunderte von Nichtbriten von allen Theilen der Welt nach Südafrika geströmt. Alles will nach dem Transvaal, dem Goldlande hin. Doch in den Hafenstädten angelangt können sie nicht weiter. In der Capcolonie und in Natal gibt es keine Arbeit für so viele. Nachdem der letzte Sparpfennig verausgabt ist, fängt das Hungern an. Als besonders elend wird mir die Lage unserer in Lourengo Marques auf ihren Permit wartenden Conationalen beschrieben. ... Es liegen hieramts mehr wie 200 Gesuche von Conationalen um die Erlaubnis zur Reise nach dem Transvaal vor. Dreissig monatlich werden nur zugelassen. Wann wird der letzte drankommen? Viele ziehen es vor, statt zu warten auf Umwegen und geheim über die Grenze zu kommen, andere kaufen sich Permits. Ich habe concrete Fälle in Händen, dass Personen gegen Bezahlung von 4, 5 und mehr Pfund Sterling Permits vom Permit Office indirect erlangt haben. Mehrere Dalmatiner sind unlängst von Lourengo Marques zu Fuss nach Pretoria und Johannesburg gewandert. Natürlich mussten sie die öffentlichen Wege meiden und benöthigten 22 Tage. Andere sind von Delagoa Bay per Dampfer bis Beira, von da per Bahn über Salisbury nach Kimberley und Mafeking gereist und von da zu Fuss nach Pretoria gekommen. Alle erklären, lieber auf der Reise umkommen zu wollen als in Lourengo Marques langsam zugrunde zu gehen. Besonders schlimm daran sind diejenigen, welche ihre Familie mithaben. Obwohl die Permitgesuche derartiger Leute wenn nur thunlich sofort von hier aus eingereicht werden, so vergehen doch Wochen bis sich das Permit Office herbeilässt die Permits zu bewilligen. Die Fremden werden ferners dadurch drangsaliert, dass den kleinen Gewerbs- leuten und den Detailverkäufern, zu welchen viele unserer Staatsangehörigen gehören, die nöthigen Licenzen grundlos verweigert werden, wohingegen Indier, Malayen etc. solche ohne Anstand sofort und in Mengen bekommen. Vielen Kaufleuten macht man hinwiederum Schwierigkeiten bei Erteilung der noch immer geforderten Permits für die Einfuhr von Waren. Solche Personen sind daher gezwungen die Hilfe von Agenten Britischer Nationalität in Anspruch zu nehmen, wofür sie schweres Geld zu zahlen haben...“ 15(!). Ebenfalls in erster Linie Ausländer waren vom sogenannten „Liquor Trapping" betroffen. Der Verkauf von Alkohol an Eingeborene war nämlich verboten, und es war zur Kontrolle üblich, daß eingeborene „Trapp * *55) Ramberg an MdÄ n. 22 HP, 1904 Mai 21, Johannesburg: Admin. Reg. F 15/14 Konvolut Johannesburg. 156) Kostanjevic an MdÄ n. 12 P, 1902 Oktober 24, Pretoria: Admin. Reg. F 36/20 Akt 67.