Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg

262 Erwin A. Schmidl Boys“ versuchten, dennoch Schnaps zu kaufen. Gelang ihnen dies, so be­zahlten sie mit markiertem Gelde, und weiße Detektive, die nur auf diese Gelegenheit gewartet hatten, verhafteten den Händler. „Dieses Trappen ist jedoch heute in ein sehr zweifelhaftes Stadium getreten. Nachdem die Hälfte der Geldstrafe den Detectives zukommt, so sind dieselben auf das Trappen sehr erpicht und schaffen sich eventuell den Fall selbst, zu welchem Zwecke sie, der allgemeinen Fremdenfeindlichen Stimmung folgend, am liebsten oder fast immer Ausländer aussuchen. In diesem Falle kaufen die ,Trapp boys' mit dem markierten Gelde irgend etwas, gehen aus dem Laden, übergeben die gekauften Sachen an eine dritte Person, kehren hierauf unter irgendeinem Vorwände zurück und producieren aus der Tasche eine Flasche mit Branntwein. In diesem Momente, bevor der Besitzer irgendetwas unter­nehmen kann, sind die Detectives da. Alle Zeugenaussagen zu Gunsten des Getrappten sind gewöhnlich wertlos ... Innerhalb weniger Monate wurden drei Conationale wegen derartiger und ganz auf die soeben beschriebene Weise zu­stande gekommener Delicte verurtheilt...“ 157 158). Derartige Zwischenfälle ereigneten sich nicht nur im früheren Kriegsge­biet, sondern auch in den großen Hafenstädten. Die wirtschaftliche Lage in allen vier südafrikanischen Kolonien war in den Jahren nach Ende des Krieges sehr schlecht, und erst langsam begann wieder ein Auf­schwung, zu dem sich 1910 auch die politische Konsolidierung der nun­mehrigen Südafrikanischen Union gesellte. Für die Einwanderung aus den Ländern der Donaumonarchie freilich blieb dies ohne entscheidende Aus­wirkungen, da der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 jegliche Verbindung unterbrach und die österreichischen und ungarischen Staatsbürger in Südafrika als feindliche Ausländer galten. Auf personellem Gebiet wechselte die Leitung des k. u. k. Generalkonsu­lats in Kapstadt 1902/03. Am 24. Februar 1902 übergab Konsul von Hirsch die Leitung des Amtes an seinen jüngeren Kollegen Vizekonsul von Ram- berg, der wie Hirsch seit 1899 in Kapstadt war. Ramberg führte das Ge­neralkonsulat interimistisch bis zum 22. Oktober 1903, als Konsul Otto von Lieder d’Ellevaux in Kapstadt eintraf. Vor seiner Abreise nach Südafrika hatte Konsul von Lieder noch in Wien, Budapest, Fiume und Triest mit den interessierten Stellen, also mit den beiden Handelsministerien, den Lloydvertretern und mit kommerziellen Körperschaften, Industriellen und Kaufleuten konferiert, um später möglichst wirkungsvoll die Interessen der österreichischen und ungarischen Wirtschaft in Südafrika vertreten zu können 168). In Kapstadt widmete sich Lieder tatkräftig und erfolgreich der För­derung von Exporten aus der Donaumonarchie sowie der Sorge um die österreichisch-ungarische Kolonie in Südafrika. Das ging so weit, daß, als er 1904 das Mobiliar des ständig wachsenden Konsulats neu anschaffen 157) Ebenda. 158) Lieder an MdÄ n. CLXIX, 1903 Oktober 26, Kapstadt: Admin. Reg. F 4/195 Personalia Lieder 1/26—6.

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