Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg

252 Erwin A. Schmidl Südafrika, Lord Kitchener, bei anderen hochrangigen britischen Beamten und auch bei den übrigen ausländischen Konsularvertretern: „Ich glaubte in dieser Beziehung von dem Vorgänge der übrigen Vertreter der fremden Mächte, welche den englischen Functionären keine Besuche abge­stattet haben, abgehen zu sollen, da ich mit Einwilligung und im Einverständnis mit der königlich-großbritannischen Regierung entsendet worden war .. Die britischen Militärbehörden wußten dieses Vorgehen zu schätzen und erwiesen Pitner bei seinen „wiederholten Interventionen zu Gunsten österreichisch-ungarischer Staatsangehöriger ... das weitgehendste Ent­gegenkommen.“ Schon in den ersten Tagen konnte Pitner feststellen, wie notwendig die Schaffung der k. u. k. Konsularexpositur in Pretoria gewesen war. Der übergroße „Andrang um consularischen Schutz bitten­der Staatsangehöriger“ zwang Pitner nämlich, da kein geeignetes Amts­lokal verfügbar war, „im Hotel ein Zimmer als provisorisches Amtslocale zu mieten“ 114). Natürlich konnte Pitner die anfallende Arbeit nicht al­lein bewältigen. Schon in Durban hatte er daher Adolf Wözl, einen 1872 in Hermannsdorf (Niederösterreich) geborenen ehemaligen Rechnungsun­teroffizier im 14. Korpsartillerieregiment, als Hilfskraft engagiert115 *). Wesentlich wertvoller aber war die Hilfe, die der früher im k. u. k. diplo­matischen Dienst eingesetzte Johann Graf Coudenhove dem österreichi­schen Vertreter gewährte. Jener hatte 1892, als sein Vater schwer er­krankt war, eine vielversprechende Karriere aufgeben müssen und war 1896 nach Südafrika ausgewandert, um sich in Johannesburg eine neue Existenz aufzubauen lle). Als nun Konsul Pitner 1901 nach Pretoria kam und es ihm infolge zunehmender Amtsgeschäfte immer schwerer fiel, auch die österreichische Kolonie in Johannesburg mitzubetreuen, entschloß sich Coudenhove, als nicht-offizieller Sekretär Pitners, ......selbstredender Weise ohne jede Remuneration ..., in Johannesburg für die g anze Dauer des Krieges in der Weise thätig zu sein, daß er alle daselbst durch­zuführenden Erhebungen als auch die Entgegennahme sämmtlicher Ansuchen von Seite unserer Conationalen besorgen wird ...“ 117). Diese Unterstützung mußte Pitner umso gelegener kommen, als Couden­hove mit den lokalen Verhältnissen bestens vertraut war und sich — sowohl der italienischen als auch der kroatischen Sprache mächtig — gut mit den österreichischen Arbeitern verständigen konnte, die nur selten 114) Pitner an MdÄ n. I, 1901 April 11, Pretoria: ebenda 1/5—13. 115) Ebenda und Admin. Reg. F 8/201 Mappe Pretoria 3/4-—16. Über Wözls Fähigkeiten bestanden verschiedene Ansichten, — Kostan jevic beklagte sich bitter, daß Wözl „vom commerziellen Dienste ... keinen blassen Dunst“ habe: ebenda 3/12. — Wözl war der Sohn eines Wiener Gärtners, hatte ein Gymnasium besucht und u. a. an der k. u. k. Botschaft in London gearbeitet, bevor er 1898 nach Südafrika auswanderte. lie) Schmidl Österreicher 57 f. U7) Pitner an MdÄ n. XV, 1901 August 22, Pretoria: Admin. Reg. F 8/202 Mappe Pretoria 7/5.

Next

/
Thumbnails
Contents