Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg

K. u. k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika 253 deutsch oder gar englisch sprachen. Seit Mai 1901 hatte Pitner selbst wö­chentlich einmal einen Amtstag in Johannesburg abgehalten, .. mit Rücksicht auf die auch heute noch sehr zahlreiche österreichisch-ungari­sche Colonie in Johannesburg“ U8). Aus Zeitmangel sah sich Graf Couden- hove allerdings genötigt, im Februar 1902 um Enthebung von seiner halb­offiziellen Tätigkeit anzusuchen 110). Um den Dienst dennoch aufrechterhalten zu können, wurde der seit 27. Februar 1902 dem Generalkonsulat Kapstadt zugeteilte Kanzleisekre­tär Josef Kostanjevic nach Pretoria beordert, wo er am 5. April ein­traf — Pitner hatte schon am 8. März „... dringend ersucht ..., densel­ben ehetunlichst nach Pretoria zu instradieren ...“ 120). Pitner leistete als k. u. k. Konsularvertreter in Pretoria Außerordentli­ches, mußte aber nach einem heftigen Malaria-Anfall schon im Juni 1902 um seine Beurlaubung ersuchen: „... bin Erholung dringend bedürf­tig!“ 121). Pitners Ansuchen wurde bewilligt; nach einem mehrmonatigen Urlaub kehrte er nicht mehr nach Afrika zurück, sondern übernahm im Jänner 1903 die Gerenz des k. u. k. Generalkonsulates in Liverpool122). Seine Familie folgte ihm nach Europa, jedoch war seine kleine Tochter Mathilde 1902 in Pretoria gestorben 123). Nach Pitners Abgang wurde die Gerenz der Konsularexpositur in Pre­toria formell dem kaiserlich deutschen Vertreter Max Biermann über­tragen, dessen Tätigkeit sich aber auf den offiziellen Kontakt zu den briti­schen Behörden beschränkte. Tatsächlicher Leiter des Amtes war der schon erwähnte Kanzleisekretär Konstanjevic. Auf dessen Schultern la­stete 1902/03 die meiste Arbeit. Seine Verdienste um die Erledigung der Schadenersatzansprüche, die er selbständig überprüfte und ordnete, müs­sen sehr hoch eingestuft werden 124). Allerdings kam es gelegentlich auch zu Beschwerden gegen seine Amts­führung, die jedoch übertrieben scheinen, auch wenn Vizekonsul Ramberg „... die jetzigen Zustände bei der k. und k. Expositur in Pretoria [als] á la longue unhaltbar und für den Dienst keineswegs erspriesslich ...“ bezeichnete125). Hier waren wohl eher persönliche Aversionen Motiv für ns) Pitner an MdÄ n. V, 1901 Mai 22, Pretoria: ebenda Mappe 7/1. ii«) Pitner an MdÄ n. VI, 1902 Februar 19, Pretoria: ebenda Mappe 7/7. 120) Ramberg an MdÄ n. IL, 1902 April 1, Kapstadt: Haus-, Hof- und Staats­archiv Wien Neue Administrative Registratur (zit. Neue Admin. Reg.) 56 Perso­nalia Kostanjevic 1/3—4. 121) Pitner an MdÄ Telegramm, 1902 Juni 3, Pretoria: Admin. Reg. F 36/17 Akt 308. 122) Pitner an MdÄ n. XI/158, 1903 Jänner 23, Liverpool: Admin. Reg. F 4/263 Personalia Pitner 1/8—3. 123) pitner an MdÄ, 1903 Februar 18, Liverpool: ebenda 4/2—1. 124) Biermann an MdÄ n. 2634, 1903 Juni 18, Pretoria: Admin. Reg. F 8/201 Mappe Pretoria 3/15. 125) Ramberg an MdÄ n. 21/Res., 1903 August 4, Kapstadt: Neue Admin. Reg. 56 Personalia Kostanjevic 1/5.

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