Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg

K. u. k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika 251 dete. Der Graf wäre gegen Verleihung des Konsulstitels bereit gewesen, die Kosten für ein Amtslokal und Repräsentationsauslagen zu tragen, so­fern ihm ein jüngerer Beamter als Hilfskraft zugeteilt würde ul). Doch hatte man sich in Wien inzwischen dazu durchgerungen, im Trans­vaal ein effektives Konsulat einzurichten: „Die Errichtung dieses Amtes ist unsererseits bereits längst in Aussicht genom­men und heute eine so gut wie beschlossene Sache ..., was aber immerhin erst dann wird geschehen können, wenn die staatsrechtlichen Verhältnisse Trans­vaal’s so weit geklärt und geregelt sind, um zu wissen, bei welcher Regierung der österreichisch-ungarische Consularvertreter bestellt zu werden hat ..U2). Einen wichtigen Anstoß zur Schaffung einer effektiven k. u. k. Vertre­tung in Pretoria lieferten die Schadenersatzansprüche der durch die Kriegshandlungen geschädigten Österreicher und Ungarn, die in Süd­afrika verhandelt wurden und oft die Unterstützung eines Konsuls er­forderten. Lediglich zu diesem Zweck einen ständigen Vertreter aus Kap­stadt nach Pretoria zu entsenden, war schon durch den am Kapstädter Generalkonsulat herrschenden Personalmangel ausgeschlossen. Daher wurde Vizekonsul Siegfried Freiherr von Pitner, der bis dahin an der k. u. k. Botschaft in London gearbeitet hatte, im Februar 1901 nach Süd­afrika geschickt. Pitners Mission in Pretoria war naturgemäß heikel: Der Kriegszustand dauerte noch an, die früheren Regierungen amtierten im Felde weiter. Gleichzeitig aber hatte Großbritannien die beiden Buren­republiken schon 1900 formell annektiert. Die europäischen Mächte, dar­unter auch Österreich-Ungarn, enthielten sich jeder Stellungnahme und wollten mit der Anerkennung der britischen Annexion noch zuwarten. Immerhin hatte der britische Hochkommissar, Lord Milner, zugesichert, „..., dass die Localbehörden angewiesen würden, dem genannten Functionär jede Unterstützung und Erleichterung in der Erfüllung seiner Aufgabe als Ver­treter österreichisch-ungarischer Interessen im Transvaal und der Orange River Colony angedeihen zu lassen, obgleich er von der Administration dieser Terri­torien nicht formell als Consul anerkannt würde ...“ lls). Immerhin mußte Pitner zwei Wochen auf den Erlaubnisschein zur Bahn­reise von Kapstadt nach Pretoria warten ... Die Eisenbahnfahrt dauerte noch beinahe eine weitere Woche, ...... da die Züge der Unsicherheit we­g en nur bei Tage und nur mit bedeutend reduzirter Geschwindigkeit fah­ren.“ Am 4. April 1901 endlich an seinem Bestimmungsort angekommen, absolvierte Pitner zunächst eine Reihe von Antrittsbesuchen beim Mili­tärgouverneur von Pretoria, General Maxwell, beim Oberbefehlshaber für ui) Hirsch an MdÄ privatim, 1900 Juni 13, Kapstadt: Admin. Reg. F 8/201 Mappe Pretoria 2/22 a. i'2) Aktenvermerk MdÄ Prot. 57.269—7/00, 1900 September 29, Wien: Admin. Reg. F 36/15 bei Mappe 26. ns) Hirsch an MdÄ n. XXV, 1901 April 1, Kapstadt: Admin. Reg. F 4/263 Personalia Pitner Siegfried 1/5—11.

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