Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg

242 Erwin A. Schmidl Österreicher und Ungarn große Verdienste, für die ihm auch das k. u. k. Generalkonsulat in Kapstadt „uneingeschränkte Anerkennung“ zollte79). Insbesondere bemühte er sich erfolgreich, möglichst viele „Conationale“ von der Teilnahme am Krieg abzuhalten. Zur Versorgung der durch die Kriegsereignisse arbeitslos gewordenen Minenarbeiter beteiligte sich Ep- ler an der Aufstellung einer internationalen Minenpolizei, die von den Minenunternehmern finanziert wurde. Da sie nicht der transvaalschen Regierung unterstand, konnte diese Polizeieinheit auch nicht für Kriegs­zwecke eingesetzt werden. Etwa 70 Österreicher und Ungarn dienten in einem „Spezial-Korps“ dieser neutralen Polizeitruppe. Dies war ein Verdienst Eplers, der auch — im Range eines Hauptmanns — dem Komi­tee angehörte, dem die Minenpolizei unterstand 80). Als der Krieg eine für die Republiken ungünstige Wendung nahm und die Einnahme von Pretoria und Johannesburg abzusehen war, entschloß sich Epler sogar zu einem sehr gewagten Schritt, um seinen Landsleuten in dem zu erwartenden Chaos besser zur Seite stehen zu können: Am 14. Mai 1900 ließ er bei Staatssekretär Reitz anfragen, ob er eventuell auch ohne Zustimmung der k. u. k. Regierung als österreichisch-ungari­scher Konsul anerkannt werden könnte! Reitz’ An wort war freundlich, aber bestimmt: Auf Ersuchen der k. u. k. Regierung würde man ihn selbst­verständlich sofort als Konsularvertreter akzeptieren, ohne Wissen der österreichischen Behörden sei ein solcher Schritt aber ausgeschlossen 81). War die Lage der Ausländer während des ersten halben Kriegsjahres eini­germaßen erträglich (wiewohl das bei Kriegsbeginn erlassene generelle Ausschankverbot von Alkohol auf Kriegsdauer sicher für viele schwer zu verkraften war), so verschlechterte sie sich seit der Mitte des Jahres 1900. Die britischen Behörden hatten zunächst, in Erwartung des nahen Kriegs­endes, eine äußerst großzügige Politik verfolgt und viele Buren, die sich ergaben, gegen Ablegung eines sogenannten Neutralitätseides nach Hause gehen lassen. Der Beginn der Guerrilla aber führte zu einer geradezu hysterischen Reaktion: Nach Aufdeckung mehrerer (angeblicher) Ver­schwörungen gegen die Besatzungsmacht im Juli und August 1900 kam es zu massenweisen Verhaftungen und Ausweisungen „verdächtiger Aus­länder“, von denen in der Mehrzahl völlig unschuldige „Gastarbeiter“ 79) Hirsch an MdÄ privatim, 1900 Juni 13, Kapstadt: ebenda Mappe 2/22 a. 80) Schmidl Österreicher 371—374; Diana Rose C a m m a c k Class, Politics and War: A Socio-economic Study of the Uitlanders of the Witwaters- rand, 1897—1902 (masch. phil. Diss., Univ. of California, Irvine 1983) 353—355. Nach Cammack’s Aufstellung (ebenda Anm. 172 auf S. 418) waren 17 von 295 Minenpolizisten, deren Nationalität feststeht, Österreicher. Cammack gibt den Gesamtstand der „De Körte Polisie“ mit knapp 400 Mann an. 81) Als Vermittler fungierte Edgar Rossegger, der sein Anliegen auch schrift­lich unterbreitete, 1900 Mai 15: TAB SSA 924: RA 2499/00. Von diesem ganz ungewöhnlichen Vorgehen Eplers wurde das Wiener Außenministerium nie informiert.

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